Familien Reise Abenteuer


Marokko 2020

Unser Blog aus Marokkozeiten.

 

Gaaaanz runterscrollen - unten beginnt chronologisch das Marokkoabenteuer, Saharajump, Motorabsackung, erster Corona-Lockdown, Reisecommunity, Gifttiere und so...

Chalon-sur-Saone - Frankreich. Mittwoch, 19. August 2020

 

Als erstes fällt die Polizistin mit dem langen blonden Pferdeschwanz auf.

Ein langer Pferdeschwanz!

Jaaa, wir sind zurück in Europa.

Die Kontrolle am Hafen in Algeciras ist nichts gegen die langwierige Kontrolle im marokkanischen Hafen. Polizei verschiedener europäischer Länder ist hier stationiert. Wir rollen mehr oder weniger durch. Und dann direkt auf spanischen Straßen weiter.

Wow. Natürlich ist es anders. Die Straßen strahlen von gutgelaunten Sommertouristen, Musik, Leichtigkeit des Sommers trotz Maskenpflicht. Für uns ist das obligatorische Tragen der Masken in Spanien nichts Neues, seit April trugen wir in Marokko unsere Masken, wenn wir öffentlich unterwegs waren.

Früher Gewohntes ist wieder neu. Eine Frau mit langem Pferdeschwanz bedeutet Freiheit für mich als Frau. In Marokko war das Bild von Frauen mit Kopfbedeckung geprägt. Den Anblick auf alle weiblichen Hintern, die bei Hitze in kurzer Hose stecken - völlig egal welche Hinterngröße - genieße ich genauso.  Es ist Freiheit und Erleichterung, sich bei Hitze auch als Frau leicht bekleidet zu zeigen, ohne auffällig damit zu sein. Am Strand im Bikini ist völlig normal. Klar gabs in Marokko an Touri-Hotspots auch Bikiniträgerinnen. Meist war ich von Marokkanerinnen umgeben, die im Ganzkörperanzug oder normaler Kleidung schwimmen gingen.

Nach Lidl wird ein Futterfest gefeiert. Grüner Salat, Tofu, Salami, Hafermilch, Guacamole, Tortilla! Hauptnahrungsmittel in den nächsten Tagen wird grüner Salat mit Pilzen. Sowas gabs selten in Marokko.

Was man nicht hatte, weiß man oft erst, wenn man es wieder hat.

Konsumgruß von uns verwöhnten Westeuropäern.  Es wird kaufgerauscht, Klamotten austauschen, ausgefranste Schuhe, durchlöcherte Shirts, Wagen in die Werkstatt, heiß ersehntes Playmobil und Lego vom Taschengeld.

Simon wünscht sich gleich zurück in die Einfachheit Marokkos, die Straßen sind hier zu perfekt, alles ist perfekt angelegt, eng, zu kleinkariert.

Unser erster Stopp ist unser altbekanntes Tarifa. Seit Monaten wird unsere Wäsche sauberer denn je gewaschen und wir kriegen Nicht-Weißbrot aus dem Bioladen.

Vor uns liegt die Meeresenge, die Straße von Gibraltar. Gestern waren wir noch auf der anderen Seite, drüben am kleinen marokkanischen Dorfstrand bei den Bergen. Heute wurden wir durch allerlei Kontrollen in den Hafen von Tanger eingelassen, um eine Spezialfähre zu bekommen, fuhren vorbei an Gibraltar. Alles ganz verschiedene Welten, die so nah beieinander liegen.

Die Wachsoldaten, die zum Strand kamen vor unserer letzten Nacht in Marokko, wollten uns wegscheuchen, aber dann klärten sie mit ihrem Chef und es war ok, dass wir dort blieben.

Um fünf Uhr nachts schlug unser Hund an. Blue schläft im Bus und schläft immer tief und fest und bellt nie nachts. Aber jetzt ging die Post ab. Nonstop bellen. Wir sprangen auf. Kurz darauf draußen im Dunkeln am Strand Geschreie von Männern. Beim Rausblinzeln sahen wir einen jungen Mann mit Surfbrett und Schwimmflossen, um ihn drei Soldaten. Er muss vor uns durchs Gebüsch gekommen sein, das bis zum Strand geht und dann ins Wasser. Wir vermuten, er hatte vor auf dem Surfbrett abzuhauen, der arme Kerl. Eine Weile schrien alle, dann beruhigte sich die Lage, wir blieben im Fahrzeug. Ob unser Hund auf den Mann aufmerksam gemacht hat? Ob sie ihn sowieso entdeckt haben? Hier ist die Seite, wo die Flüchtlinge starten. 

In den letzten Tagen waren wir im Rifgebirge unterwegs, bekannt für Hanfanbau. Wir sagten lieber nicht, dass wir nach Europa übersetzen, wollten keine Drogen am Fahrzeug versteckt bekommen. Auch Flüchtlinge finden ihre Wege in Fahrzeuge.

Im Hafen von Tanger Med wird man ganz gut angeschaut. Sogar zweimal fährt die Scanmaschine an unserem Bussi vorbei, weil wir uns einmal im Hafen nur kurz verfahren hatten und aus der Sicherheitszone raus waren. Ständige Kontrollen von Nummernschild und Pässen und Ticket erlauben keinen Unzulässigen in den Hafen zu fahren.

Jetzt hab ich hinten angefangen.

 

Vor der Fähre standen Chefchaouen und das Mittelmeer auf dem Programm und die Spannung, die alle Ausreisewilligen im Norden haben: Wann und wie kommen wir aus Marokko weg?

Chefchaouen im Rifgebirge ist ein gemütliches, kleines Städtchen mit vielen Treppenstufen. Zu Lockdownzeiten kam man von außen nicht in die Stadt rein, die als coronafrei galt. Nun haben wir ja lange genug gewartet, am Stadteingang fragt die Polizeikontrolle nur woher wir kommen. Tafraoute klingt immer gut, da wütete auch kein Corona.

Chefchaouen ist bekannt als blaue Stadt. Häuser sind blau gestrichen, im Reiseführer heißt es, angeblich zum Moskitoschutz. In jeder der unzähligen, engen Gassen gibt’s Neues zu entdecken, wir verlaufen uns gerne.  Im Frische-Säfte-Cafe sind wir Stammgäste. Das leckere Restaurant kennt uns auch schon. Es gibt sogar Live-Musik vor den Mauern der Kasbah am Abend. Mit tanzenden Menschen. Und Maske. Mit einem Polizisten, der auf Abstand aufmerksam macht. Die „Lauer-Sommerabend-Stimmung“ ist in diesem Jahr die Erste für uns. Eigentlich ist jetzt Hochsaison um diese Zeit, es wäre pralles Gedränge in den Gassen. Jetzt ist wirklich wenig los. Der Mann vom Seifenladen bringt Noah zu seinem Freund, der eine kleine Lederfabrik hat und Noah darf am Leder arbeiten. Finn freut sich am Papageien, der Hello sagen kann. Der stadtnahe Campingplatz unter Pinien hat seine Tore für uns und die Kanadier und Amerikaner geöffnet, die wir alle drei Fahrzeuge gleichzeitig dort eintrudelten. Hier ist es aushaltbar, denn selbst im Gebirge ist es heiß.

Hinter Chefchaouen kommen kleine Dörfer, alles ist hier grün, so grün wie wir es gar nicht kennen, buschig grün schon von weitem und es riecht wahnsinnig. Hanf! Wohin das Auge blickt, Hanf. Wir werden angesprochen, fast überall wo wir halten, in den Dörfern machen die Leute mit ihren Händen Rauchzeichen, sie wollen, dass wir kaufen. Die Dorfkinder rennen während wir fahren extrem nah an unseren Bus, zum Glück nicht so wie im hohen Atlas, da haben sie sich beim Fahren festgehalten.

Am Mittelmeer ist es noch heißer und schwül. Nix zum Bleiben. Der Hot Dog am Imbisstand wird vom Mann  vor mir mit einem grünen, kleinen Ball in Frischhaltefolie bezahlt. Ich muss zweimal hingucken, aber es ist tatsächlich ein gängiges Bild, es wird mit Hanf bezahlt.

Auch die Stadt Tetouan lassen wir schnell hinter uns, wir fahren zurück ins Rif in ein kleines Touristental. Hier in Akchoud am Fluss ist es „kühl“ - ein marokkanisches „Kühl“ im Juli. Über 20 Reisende sind wir, mit Kindern. Die rumänisch-englische Familie aus unserer Tafraoute-Lockdown-Zeit treffen wir wieder.

Es tut gut, mit anderen zu sein.

Zusammensein mit anderen auf Reisen ist intensiver als im Alltag. Die Kinder haben mehr Zeit zusammen, mehr freie Zeit, sind manchmal nonstop mehrere Tage zusammen. Es folgen wieder Zeiten ohne andere Kinder. Hier in Akchoud sind noch Seilgarten und Spielplatz, sowas haben wir bisher selten in Marokko gesehen, aber den Kids reicht der schöne, flache Gebirgsfluss.

Unsere Jungs sind angeschlagen, erkältet beim Flussbaden, nicht ideal, wo wir hier im Norden auf eine baldige Fähre warten und ohne krank zu sein durch die Kontrollen in Coronazeiten wollen. Wie in den großen Supermärkten wird uns vermutlich bei Hafenzugang das Fieberthermometer an die Stirn gehalten.

Unser Status ist nun: Wartende auf eine Fähre.

Nach dem Lockdown waren wir noch in Marokko unterwegs, wie wir es vorhatten. Es war total schön, sich ohne großen Tourismus im Land zu bewegen und eine definitiv interessante Erfahrung, dieser trockenen Hitze auszuharren.

Nun heißt es: Noch lange ist kein normaler Fährverkehr in Sicht. Offiziell dürfen wir nur mit einer Fähre nach Sete, Frankreich oder Genua, Italien ausreisen. Allerdings ist es unsicher, ob diese Fähren gehen. Bei steigenden Covidfällen wollen wir mit den Kindern nicht längere Zeit auf einem Schiff bleiben. Wir möchten einen kurzen Übergang nach Europa. Das teilen wir unserer Botschaft mit. Immer wieder.

Im Norden sammeln sich die Ausreisewilligen, die meist noch nicht wissen, ob und wie die Ausreise klappt. Es herrscht die typische Anspannung unter Reisenden, die hier in Nordmarokko in den letzten Monaten geherrscht hat.

Für Flüchtlinge ein Dauerbrenner.

Beim Strandspaziergang fällt der Strand zu Wellenbeginn steil ab, es brechen sich 3 m hohe Wellen, hier beginnt Afrika, hebt sich empor. Da drüben auf der anderen Seite sieht man Spanien und Gibraltar, Europa. Ich blicke rüber, wie unerreichbar es wirkt! Gefühlt entfernt, als wären wir in Indien oder Australien. Wir Reisenden tüfteln über Lösungen, rüber zu kommen. „Lasst uns ein Boot bauen!“ Wie Flüchtlinge. Es ist nicht ernst gemeint, denn wir wissen, irgendein Schiff wird für uns gehen, nur das Warten und die Unklarheit fallen schwer. Das ist der Unterschied. Wir sind privilegiert. Ungerecht. Für Flüchtlinge geht kein Schiff.  Ja, nach Monaten reicht es den gut situierten Reisekönnern, die Coronasituation bleibt unklar und chaotisch. Viele wollen in dieser Situation vertrauten Boden unter den Füßen haben. Wer weiß wo es uns hingetrieben hätte ohne Corona. 

Wir pendeln wieder zurück nach Chefchaouen.

Und hier bekommen wir am Abend den heißersehnten Anruf der Fährgesellschaft. Ja, wir haben einen Platz auf der Fähre, die von der spanischen Botschaft organisiert wird. Nein, obwohl wir ein Rückfahrticket für 120 Euro derselben Fährgesellschaft mit denselben Häfen haben, dürfen wir es nicht benutzen, wir müssen jetzt per Kreditkarte über 300 Euro zahlen. Unser Schiff geht in vier Tagen. Hoffentlich.

Zu der Zeit beginnt das Chaos der obligatorischen Coronatests, die für die Fähren nach Europa benötigt werden, allerdings unklar, wo man die Tests in Marokko machen lassen kann. Zum Glück gilt das nicht für unser Schiff! Wir kommen allerdings automatisch in Quarantäne in Spanien, weil wir aus Marokko kommen. Da kommen wir nach Spanien aus einem coronaarmen Land und gelten als Coronarisiko, haha. Aber gut, in unserem Falle bedeutet Quarantäne, sich schon auf den Straßen fortbewegen zu können, nur eben zum Nötigsten raus. Achja, und natürlich müssen wir zweimal täglich unsere Körpertemperatur notieren. Dazu kommt mir nicht mal ein Kommentar in den Sinn.

Die letzten Marokkotage verbringen wir ganz unspektakulär, außer eben die letzte Nacht. In Tetouan müssen wir zum Tierarzt, noch ein nötiges Ausreisepapier besorgen, es ist unerträglich heiß, dass wir uns freiwillig lange im klimatisierten Supermarkt und Pizzaladen aufhalten. Wir staunen über dieses makellose Stadtbild, alles perfekt, sauber, überall Gärtner an den Straßen. Als wir ein Riesengrundstück mit drei Wachposten alle drei Meter, meint Simon „Hier ist bestimmt gerade der König!“ Wir recherchieren und Recht hat er. Deshalb wird die Stadt so aufgemotzt. Bald wird hier ein großes muslimisches Fest gefeiert.

In Marokko herrscht Personenkult. Kein Shop, kein Bistro, keine Post, nix ohne Bild des Königs. Tafraoute, unser Lockdown-Städtle, wurde fürs Mandelfest auch aufgemotzt und in dessen Rahmen wurden fürs saubere Stadtbild Straßenhunde abgeschossen. Jemand vermutete, die Mutter von Blue sei auch dabei gewesen. 

Unser Schiff liegt schon im Hafen, sehen wir erleichtert bei der Anfahrt.

Und tatsächlich bewegt es sich einige Stunden später.

Wir sind an Deck und Blue haben wir mitgenommen. 

Französischer Mittelmeerstrand. Donnerstag, 13. August 2020

 

Seit dem 26. Juli rollen wir in Europa !

Alles was war, kommt hier noch.

Sind gerade voll Eindrücke und Genuss.

Bis baldi sagt Waldi. 

Shokran Marokko - Hola Spanien!
Shokran Marokko - Hola Spanien!
Kommentare: 3
  • #3

    Nadeen K. Althoff (Sonntag, 06 Dezember 2020 10:36)

    Hallo Ihr Weltenbummler... schön, dass Ihr die Anderen (uns) an Euren Abenteuern teilhaben lasst... ich kann ein wenig Neid nicht verneinen und bewundere den Mut, den Ihr habt aus dieser 'seltsam' gewordenen Welt aussteigt... Ich denke, dass Ihr damit ein weit reicheres Leben habt als o mancher andere...

    LG
    Nadeen
    P. S. Ihr seit immer zu einem Besuch eingeladen, wenn es Euch bis Owingen wieder verschlagen sollte...

  • #2

    Manu und Albrecht (Sonntag, 06 September 2020 17:33)

    Willkommen zurück in Europa! Ihr habt ja ganz schön "verlängert"... :-) Wir hoffen ja , dass ihr auf eurem weiteren Weg mal über Georgensgmünd kommt. Sehen wir uns dann?
    Liebe Grüße von Manu und Albrecht

  • #1

    Kornelia (Dienstag, 01 September 2020 18:27)

    Willkommen zu Hause. Vielleicht können wir bald wieder was von Euch lesen. Ich wünsche Euch einen erholsamen Aufenthalt. Ich glaube Euch hält es nicht lange an einem Ort. Bleibt gesund!

Akchoud - Nordmarokko. Montag, 20. Juli 2020

 

Ich wollte nur noch zu den Affen. Selbst im tiefen Zedernwald würde das Affentheater nicht so groß sein wie das, was bei uns in letzter Zeit los war ;-)

 

Dabei nahm alles einen idyllischen Anfang.

Nach unserer Marrakesch-Haus-Zeit hatten wir das Glück, eine superschöne Woche bei einer deutschen in Marokko lebenden Familie zu Gast zu sein.

Wir lernten uns zufällig kennen, eigentlich wollten wir auf den Campingplatz, hielten aus Versehen am Nachbarhof, schwupps waren die Kinder draußen, schwupps eine deutsche Familie, schwupps die Kinder im passenden Alter angedockt und nicht mehr voneinander lassend. Rasch wechselten wir rüber auf den „Sonnenhügel“.

Der Kontakt tat uns allen gut, wir fühlten uns wie Zuhause. Die Kids machten zusammen Musik, spielten, ritten auf dem Esel zum Fluss baden, es gab lecker Picknick und Lagerfeuer und wir durften Marokko vonseiten einer einheimischen deutschen Familie kennen lernen. Hier waren auch noch andere Deutsche, Helfer und Jungs aus einem Projekt. Familien, die deutsche Kinder aufnehmen, haben wir bereits mehrere in Portugal und Spanien getroffen und finden das immer wieder total klasse. Simon legte los mit Bogenschiessen. Und auf dem Souk (Einheimischenmarkt) hatte die 10jährige Tochter auf Arabisch die Soukwelt im Griff und erklärte mir, was ich sonst nicht wissen würde. Simon parkte derweil unseren Bus auf dem Eselparkplatz.

Zum Abschluss gab es das beste gewürzte Stockbrot, das wir je gegessen hatten, natürlich Marshmallows und am nächsten Abend eine inspirierende Lichtshow mit Pois - es fiel nicht leicht den neuen Freunden und schönem Ort Lebewohl zu sagen. Es war einfach rundum wohlig und schön. DANKE euch Sonnenhügler.

 

Aber die Sommerhitze trieb uns. Leute, es ist heiß, so heiß, dass es nur noch heiß gibt und Schweiß und nötigste Funktion. Auf jeden Fall: Auf dem Sonnenhügel in Ouzoud ist eine prima Adresse in Marokko (für mit oder ohne Fahrzeug – dann in Bungalows, inklusive: Flughafentransfer, Einheimischentipps und Gastgebern, die sich aus vollem Herzen kümmern)!

Das war zusammen sein und Ruhezeit und dann dachten wir, sind wir gut vorbereitet für noch etwas Action.

Der Plan: In den hohen Atlas fahren, erst südlich, dann Richtung Norden.

Simon wollte gerne die „Kirsche“ lang, ein Tipp von Freunden aus Tafraoute, die Strecke sieht auf der Karte aus wie die Stängel einer Kirsche.

Von Ouzoud hätten wir einfach „von oben“ ranfahren können. Aber für die gesamte Kirsche mussten wir eine Strecke davon auch doppelt fahren, und nochmal über die Stadt Quarzazate, die nahe der Wüste liegt.

Irgendwie hatte ich im Gefühl, unser Marokkoabenteuer beginnt erst nach dem Lockdown, den wir in einem Palmenhain in Tafraoute, Südmarokko verbrachten. Wir warteten, bis das Reisen wieder erlaubt war. Vorher hatten wir schon Wüste erlebt, das wäre um die jetzige Zeit temperaturtechnisch kaum zu ertragen.

Quarzazate. Der Weg dahin war kurvig und hoch oben, über die Stadt Demnat ging es direkt südlich. Herrliche Ausblicke! Chipspackungen, die sich durch die Höhe aufblähten! Abends fuhren wir runter in die flache Ebene. Hat laaaange gedauert die Strecke, aber wir erreichten voller Freude den Stausee, wo wir im März schon waren. (Damals trafen wir zufällig Christiane und Alex, die ein paar Monate zuvor an Schottlands stürmischer Nordküste unsere Nachbarn waren) Simon in seinem Fahrschwung braust auf das Wasser zu, auch bei diesem See war der Pegel gesunken und wir fuhren dort, wo beim letzten Besuch noch Wasser war - schon sitzen wir mit diesem Schwung im Schlamm fest. Eine tolle Show für die Marokkaner, die ihr Abendpicknick am See machen. Stöhnen, dann lachen, dann schnell raus mithilfe unserer „Befreiungs-Erfahrung“. Glück gehabt! Noah geht noch angeln. Aber es ist spät und wir sind alle müde. Er packt seine Angel nur provisorisch weg bis zum nächsten Morgen. Vorm Schlafengehen tigert Finn umher und sucht ein Kissen. Plötzlich schreit er wie am Spieß, er hängt am Angelhaken! Ja, der steckt gut in der Hand fest samt Widerhaken. Zuerst: Ruhe reinbringen. Und dann brauchen wir Lokalanästhetikum und somit einen Klinikbesuch.

Quarzazate ist nur 20 Minuten entfernt. Die Stadt, die im Sommer am Tage tot ist und nachts lebendig, wurde mir erzählt. Genauso ist es. Leute in Friseursalons um Mitternacht. Das allgemeine Krankenhaus macht einen guten Eindruck, gut ausgestattet und sauber, die Putzfrau ist aktiv. Der Pädiater wird gerufen. Finn schaut zur Ablenkung einen Film. Erst machen wir Haken-Lagebesprechung, dann wird sauber und mit Können gearbeitet. Finn schreit - aber der Haken ist komplett draußen. Durchatmen! Zur Ruhephase im Busbett gibt’s Arztvisite an Bord und dann grünes Licht zur Abfahrt Richtung Campingplatz. Der leer ist, aber uns immerhin aufnimmt.

Am nächsten Morgen lassen wir uns Zeit, die Hitze ist kaum in Worte zu fassen - alles fällt schwer, ist anstrengend, Brot trocknet rasant schnell aus, jegliche Anstrengung wird vermieden, Insekten nerven. Aber wir holen noch eine schöne Lampe für Omas und Opas neue Laube und genießen den klimatisierten modernen Supermarkt (mit Mundschutz), hier gibt’s Verwöhnsachen wie Vollkornnudeln, Duschgel oder Toastbrot (teuer importiert).

Wenn es zu heiß wird, sagen wir „Morgen fahren wir auf die Fähre!“ (rein psychologische Hilfe). Eigentlich fahren Fähren so gut wie gar nicht (diesbezüglich geht der Corona-Lockdown weiter). Die deutsche Botschaft hat eine organisiert, uns ging es zeitlich nicht aus. Auf der Liste standen wir und wurden morgens mit einem Nachfrageanruf für den Ticketkauf bedacht.

Die heiße, trockene Vorwüstengegend des Dadestals zieht sich eine ganze Weile, bis wir in den Atlas kommen. Wenn es heiß ist, wird es diesig, die Sicht unklar. Wir fahren entlang dem Rosental, passieren jede Menge Läden, die Rosenwasser und –öl verkaufen. 

Am nächsten Tag biegen wir zur Todhraschlucht ein, in die „Kirsche“. Die Schlucht haut uns nicht vom Hocker. Sie ist nur wenige hundert Meter lang, aber unter hohen Wänden.

Weiter durch die felsige Landschaft, aber nicht so hoch wie die Strecke über Demnat.

Campingplätze, Restaurants, Hotels säumen die Straße und lassen auf sonstige Touristenfülle schließen. Wir werden nun wie Aliens angeschaut.

Polizeikontrollen gibt’s übrigens dauernd in Marokko, aber wir werden ständig durchgewunken, ab und an will mal einer was wissen.

Das Klima wird angenehmer, viiiiel frischer und tatsächlich tun sich dunkle Wolken auf - es sieht nach Regen aus!?

In Agoudal wechseln wir den Kirschstängel, und die Piste beginnt. Weit und breit nur karge Berge mit Felsen und gelegentlich Nomaden mit Ziegen und Schafen.

Nach 10 km entdecken wir eine Berghütte, also marokkanischer Art, wir bleiben. Als ich aussteige, regnet es tatsächlich etwas und ist kalt! Wahnsinn! Ein junger Marokkaner in der Hütte erzählt, dass seine Frau auch aus Südtirol kommt, nur gerade nicht in Marokko ist. Sie kommt aus Simons Heimatdorf! Klein ist die Welt. Es gibt Willkommenstee in der gemütlichen Stube. Nomaden lassen sich hier oben im Sommer in einfachen Lehmbauten am Berghang nieder. Ihre Kinder sind neugierig. Bald üben sie mit Noahs Armbrust. Ich mache Fotos von jedem Kind mit der Sofortbildcam. Ein Mädchen fragt penetrant immer wieder nach, ob ich ihr die Kamera schenke, Gedanken um Bilder nachkaufen macht sie sich wohl keine. Die Armbrust wollen sie auch haben, sich selbst eine zu bauen, darauf kommen sie nicht. Wir lassen unseren Fussball da und Kleidung. Das Brot, was sie uns verkaufen, riecht nach Stall und schmeckt nach Vollkorn.

Die Hüttenmänner haben meinen Jungs von der nahen Höhle erzählt und Bilder gezeigt.

Da müssen wir also morgen hin.

Erfreut bin ich nicht, ist nicht so mein Ding, mir ist es schon hier zu einsam.

Ich bin ja ein Schissi, seitdem ich von dem Mord an den Touristinnen 2018 im Atlas hörte.

Leider gibt’s Dinge, da möchte man nie nie nie, dass sie passieren.

Das Nebental zur Höhle hin ist also noch einsamer und unebener zu erreichen. Genau das lieben die Jungs. Handyempfang ist seit gestern Null. Am Ende des Weges müssen wir auf einem Pfad weiterlaufen. Die Höhle finden wir nicht, also fragen wir doch besser den Nomaden, der uns vorher im Vorbeiziehen mit seinen Schafen anbot, die Höhle zu zeigen. Nomaden sind zügig unterwegs. Es geht doch noch ein ganzes Stück weiter zum Höhleneingang. Die Felsgebilde, die wir sehen, sind der Wahnsinn: Eine riesige Naturbrücke ist vor der Höhle. Der Weg ist etwas hergerichtet mit Treppenstufen, aber kein Schild, nix was auf Höhle oder gar Tourismus hinweist. Nicht einfach zu finden. Der Nomade geht rein, wir hinterher, Blue mag es schon zu Beginn im Stockdunkeln nicht und bleibt jaulend zurück. Über eine stabile Eisentreppe gehen wir innen im Dunkeln höher und kommen an einen kleinen See. Entweder an der steilen Wand vorbei klettern oder durch. Der Nomade ist schnell geklettert, Simon trägt die Jungs durch, ich will da nicht durch, der Hund jault hinter mir im Dunkeln, ich bleibe. „Nicht so lange!“, verbleiben wir. Und weg sind sie. Scheisszeitangabe.

Ich warte vor dem Höhleneingang. Nach einer halben Stunde höre ich es hinter mir krachen. Oh mei… hoffentlich war das nur Gewitter, denn der Himmel ist wieder dunkler geworden. Ja, zum Glück knallt es einige Minuten später nochmal, es war also nicht in der Höhle. Nur das Wetter gefällt mir gar nicht, es beginnt zu regnen. Regen, den wir ja so gut wie noch nie hatten in Marokko! Es wird Zeit, dass sie rauskommen! Es regnet stärker und stärker, ich geh zurück ins Dunkle, in die Höhle, rufe nach ihnen, höre nix, gehe weiter hinein, bis zum See, rufe – nix. Ich stehe vorm Wasser, entdecke auf der anderen Seite im Stirnlampenschein Noahs Rucksack liegen, was macht der denn da? Nun wate ich doch durchs Wasser, gucke um die Ecke wie dort aussieht. Nur ein schmaler Gang, nur durchkriechbar geht weiter! Sind die da rein? Ich rufe – nix. Mannomann. Warum kommen die denn nicht? Wieder raus aus der Höhle, es regnet immer noch richtig doll. Wartend, aber unruhig, wieder rein, rufend – nix. Ein Hirtenjunge kommt vorbei, ich mache ihm klar, mit in die Höhle zu kommen, weil ich meine Familie vermisse, aber es ist ein Kind. Er kommt mit, ich wate mit ihm durchs Wasser, aber durch den Gang will er nicht. Okay, wieder raus. Meine Ruhe ist weg. Ich war eh skeptisch mit der Gegend, so einsam und alles. Ohne Handyempfang! Nochmal rein, durchs Wasser, in den schmalen Durchgang rufend, ich höre nix! Nach fast anderthalb Stunden laufe ich den Weg zurück, mittlerweile hagelt es, ich bin pitschnass. Vorhin waren wir doch an zwei Marokkanern vorbei gekommen! Die kommen mir bereits den Weg entgegen. Zum Glück Touristen, die englisch sprechen! Sie bemühen sich sofort, mir zu helfen. Ich scheuche sie, weil ich glaube, dass Zeit wertvolles Gut ist, hoch zum Höhleneingang, durch den Hagelregen, hinein in die Höhle, scheuche sie durchs Wasser und sage, wo die vier reingekrochen sind. Sie kriechen hinein, mit meinen Lampen, ich warte vor der Höhle, falls es einen anderen Ausgang gibt. Mir geht es hundeelend, aber Blue ist da. Ich muss irgendwie ruhiger bleiben und sinnvoll denken.

Zehn Minuten später sehe ich die beiden Männer zurückkommen. „They are coming!“ Oh mein Gott. Sie kommen!

Kurz später kommen meine vier Vermissten freudestrahlend raus „So was wahnsinnig Tolles haben wir noch nie gesehen, das war der Wahnsinn, ein riesiges Höhlensystem mit mehreren Gängen und irren Skulpturen und Wänden aus Schwefel, einige Höhlen waren größer als ein Haus, Mama!“

Das sind sie, diese Momente. Die so vieles bewusst machen.

Ich hab der Angst ins Gesicht geschaut und ja, sie löst sich: Die Höhle war gut, die Marokkaner super hilfsbereit und vor uns waren jede Menge Touristen hier. Meine Bedenken waren auch richtig, gleichzeitig litt ich unter einem Kopffilm. Sicher wollen wir nun bessere Abmachungen treffen. Sicher gibt es verschiedene Meinungen, wie wir Typen sind. Reisen bietet ungeplante Situationen, die mit Ängsten konfrontieren, man hat keine Chance Vermeidungsstrategien zu entwickeln. Jeder hat seine. Ich erinner mich an unsere Mongolei-Vulkankrater-Situation - ähnlich! Durch Verlassen des gewohnten Comforts kommen wir unserem mentalen Getrimmtsein in die Quere. Und Kompromisse machen ist zudem unbequem.

Auf dem Rückweg interessiert mich der hübsche Wassserfall mit Bachlauf und lauter Schlüppis der Frauen, die einen Mann suchen, herzlich wenig, obwohl es eigentlich ein netter Ort ist, wo sie ihr Ritual machen.

Mittlerweile sind noch andere Höhlentouristen gekommen, die froher Dinge losziehen. Wir verabschieden uns von dem Nomaden, der die Jungs begeistert in der Höhle führte und ihnen alles zeigte, er möchte dafür kein Geld nehmen.

Das Krasse ist, am nächsten Tag lese ich in den Nachrichten, dass in Italien am selben Tag wie wir in der Höhle waren, ein Höhlendrama stattfand. Drei Forscher saßen wegen starkem Regen in der Höhle fest und einer starb. Die Höhle musste ausgepumpt werden.

Wir fahren weiter die Passpiste an steilen Abhängen entlang, die spannendste Strecke der Kirsche, bestaunen die Bergformationen und kurven extrem langsam. Abends finden wir in einem Dorf neben der Dadesschlucht einen richtig hübschen Campingplatz.

Der bietet uns sogar ein Top-Frühstück am nächsten Morgen. Blue lassen wir lieber angeleint, da die Enten umherlaufen. Leider hatte er vorher den Wellensittich der deutschen Familie in Ouzoud, der nicht fliegen konnte, als Spielkameraden gesehen, der das nicht überlebte.

Bald kommen wir wieder aus den Bergen in die heiße Ebene und fahren dasselbe Stück und denselben ersten Kirschstängel auf der anderen Seite bis hoch nach Imilchil, wo wir die Kirsche verlassen und an einem See nächtigen.

„Blue humpelt!“ sagt Simon abends „Ja, hab ich mir vorhin auch gedacht!“ entgegne ich.

Am nächsten Morgen kann Blue nicht aufstehen. Mit Jaulen und Fieben klappts dann doch. Er schleppt sich raus zum Pinkeln, legt sich gleich wieder hin, schläft. Die Nase läuft heftig, er hatte die letzten Tage leicht Fließschnupfen, nun ist der Rotz gelbklebrig. Wir dachten, er hätte sich erkältet beim Passfahren. Er macht überhaupt keinen guten Eindruck, trinkt kaum, frisst nix. Wir sind mitten im Atlas. Und brauchen einen Tierarzt, uns lässt der Zustand keine Ruhe. Wir suchen in Imilchil einen, aber es gibt nur einen Kuhdoktor, der ohne den Hund anzuschauen schon beim Erzählen die dicke Penicillinspritze aufzieht. Er versteht nicht, warum wir das ablehnen und sagt, wir könnten den Hund ja einfach austauschen. Wir haben Blue abgetastet und finden, er muss was mit der Schulter haben, denn dort tut es ihm eindeutig weh. Aber warum hat er den Rotz und ist so schwach sonst?

Wir müssen weiter, zum Tierarzt – 70 km Bergstraße Richtung Norden. Zum Glück kommen wir in dem süßen indisch angehauchten Dorf Aghbala noch rechtzeitig an und es ist ein guter Tierarzt! Zuerst tastet er den Hund ab, den wir zu ihm getragen haben und der nun wie ein Häufchen Elend da sitzt und bei jeder Bewegung fiebt. „Er hat einen Muskelriss. Ist er in der Leine gesprungen?“ Das macht Sinn. Wir erzählen ihm vom Frühstück, wo er angeleint war und zu uns laufen wollte. Den Schnupfen, meint auch er, hätte er vermutlich vom Fahrtwind. Er bekommt eine Cortisonspritze ins Bein.

In der Nacht bewegt sich Blue fast gar nicht, er fiebt immer wieder und macht einen unheimlich schlechten Eindruck.

Am nächsten Morgen ist er aber erholter und bewegt sich schonend, fiebt und jault weiterhin beim Bewegen, aber frisst wieder etwas. Er bekommt die zweite Spritze vom Tierarzt.

Wir fahren weiter, lassen das Atlasgebirge hinter uns, es kommen gelb-grünere Felder, Getreide – was wir ewig nicht hatten! Wir fahren den direkten Weg nach Azrou, zum Affenwald, dort sind wir nah der Städte, wo wir Tierärzte für Hunde finden und auch sonst besser versorgt sind. Allerdings haben wir nun den Eindruck, dass er auch hinten hinkt, dort, wo er die Spritze bekam. Die nächste Nacht bewegt er sich wieder kaum, schläft sehr tief und still. Es ist echt gruselig, wir machen uns unheimlich Sorgen.

Aber das war wohl der Genesungsschlaf, denn am nächsten Morgen im Affenwald springt er raus aus dem Bus und lässt nur einen kurzen Jauler raus. Und dann jagen die Affen durch den Wald – wegen Blue. Der übernimmt sich zwar und jault dann und wir müssen ihn schonen, aber er frisst und trinkt wieder normal. Er humpelt zwar noch etwas und der Schnupfen ist auch noch da, aber schon viel besser. In der nächsten Nacht ist er nicht mehr in sich versunken, und ab da geht es nur noch aufwärts. Tag für Tag wird er wieder unser alter Blue, er läuft wieder normal, wälzen kann er sich erst wieder nach ein paar Tagen, aber der Schnupfen verschwindet und er futtert Unmengen. Das war wohl wirklich diese Kombination von Muskelriss und kaltem Fahrtwind in den hohen Bergen nach der Hitze. Sind wir erleichtert! Wir haben wieder unser verspieltes, springendes, bellendes Familienmitglied – was wir mittlerweile einigen Marokkanern erklärt haben, denn Straßenhunde sind hier nicht angesehen. Und wir haben nun einen Finn, der dauernd seinen Stofftieren Betäubungsspritzen gibt, dazu jagt er mit einer Spritze Wasser in die Tiere, bis sie klitschnass sind.

Der Zedernwald ist total angenehm, wohlig duftende Frische und die Berberaffen benehmen sich uns gegenüber. Wir machen ein paar Affenversuch, haben eine Menge Spaß und sind berührt, wie nah die Affen uns beobachten lassen. Marokkaner kommen und bauen ihre Waren auf ihren Autos direkt vor uns im Wald auf und tatsächlich finde ich Teppiche, die ich immer noch kaufen wollte in Marokko. Und wir kaufen hier den ersten Honig, der uns wirklich gut schmeckt. Mehr Affenbilder gibt’s im Kinderblog.

Auf dem nahen Campingplatz unter Kirschbäumen treffen wir altbekannte Reisende und Deutsche, auch mit Kindern. Die Marokkoreisewelt ist klein geworden. Wir tauschen uns aus über Ausreisepläne. Auf jeden Fall stehen für uns noch die blaue Stadt Chefchaouen und das Mittelmeer an. Und dann sind wir gespannt, was es für ein Fährspektakel im Juli gibt und freuen uns darauf, wieder Europa unter den Füßen zu haben!

Ein langer neuer Blogeintrag - ich hatte nicht die Muße eher zu schreiben. Hört ja nun auch langsam auf mit den Marokkoreiseberichten. Und so viele Eindrücke will man auch nicht ständig haben.  Dann weiß man wieder, wie wertvoll ein eigenes kleines Gartenuniversum ist!

Ouzoud - Marokko. Samstag, 27. Juni 2020

 

Unsere Kriterien:

Ein Pool. Eine Badewanne. Eine Waschmaschine.

Alle Hotels sind geschlossen, denn in Marokko herrscht immer noch Corona-Ausnahmezustand, immerhin gibt es wöchentliche Lockerungen.

Also nehmen wir ein Ferienhaus. Das in diesen Zeiten schnell gefunden ist.

Wir bekommen:

Ein Infinity-Pool, einen grünen Garten, Hühner mit Eiern zum Frühstück, ein feines Haus im Berberstil mit Sonne-weckt-dich-im-Bett und frischem Blütenduft, gut laufender Waschmaschine, ausgiebigem Schaumbad und vielem mehr.

Noah schaltet erstmal die Musikanlage an, Finn will gleich ins Wasser.

Eigentlich ist das Ganze Mittel zum Zweck. Monatelang im heißen, staubigen Südmarokko – man kann sich vorstellen, dass irgendwann alles vor Staub klebt. Also wir richten uns wieder her, benehmen uns ein bisschen wie die Reichen neben uns, die sich neben uns im Süden von Marrakesch in protzigen Villen platziert haben, mit ihrem Wasserverbrauch für die Grünanlagen und die Waschmaschinengänge. Im Bus gehen wir sonst immer äußerst sparsam mit Wasser um, nun brauchen wir uns gerade mal keine Gedanken machen wieviel aus dem Wasserhahn fließt. In Geo hat Noah gerade genau das Thema: Tourismus kontra Berberleben in Marokko. Jaja, die Wasserknappheit. Auch dieser Gegensatz: Armes Berberdorf kontra unser Pool-Vergnügen. So einfach kann man das auch nicht vergleichen, aber es ist schon komisch.

Wir genießen und sind dann wieder froh, zurück in unser kleines mobiles Unterwegsheim zu wechseln.

Es ist so verdammt trocken in Marokko. Vorher standen wir noch ein paar Tage auf dem ausgetrockneten Grund eines Stausees. Davor hatten wir den Wasserfall im Paradise Valley besucht, aber der war komplett ausgetrocknet. Meist heißt es in diesem Land: „Dort über den Fluss…“ und nun wissen wir mittlerweile, dass damit ein trockenes Flussbett gemeint ist. Im Paradise Valley gabs noch etwas Wasser. Und nun hier am höchsten Wasserfall Marokkos in Ouzoud mit 110 Metern, ja da ist immer Wasser und vor allem der Zufluss gefällt uns gut. Auch das Flusstal hinter dem Wasserfall ist schön, und wir fühlen uns wie die einzigen nichtmarokkanischen Touristen, es ist wahnsinnig leer und ruhig. Obwohl es wieder erlaubt ist in den coronaarmen Zonen zu reisen.

Unser Straßenhund Blue aus Tafraoute macht sich prima, fahren ist nicht so sein Ding, aber er gewöhnt sich. Nun hat er bereits die Wellen am Strand, Kiefernwald und Graswiese kennen gelernt.

Tamri Plage - Marokko. Montag, 8. Juni 2020

 

 

Türkisblau liegt das Wasser da. Es ist flach und genau perfekt für Kinder zum Baden. Man kann bis auf den Grund gucken. Kühler ist es hier am Meer, frischer, das kalte Meerwasser umspült die Füße und baden kann man allemal bei den Temperaturen. Mal scheint Sonne, dann ist es wieder diesig. Der Wind ist nicht zu stark. Noah fand gleich Entenmuscheln, er wusste dass die als Delikatesse gelten, und Miesmuscheln. Finn nahm die Felsen in Angriff und sprang mutig in den Sand. Und wir Großen, wir guckten einfach nur und genossen, dass wir es geschafft hatten, dass wir nun hier saßen am Strand in Marokko. 

 

Es war kein großer Act. Morgens um elf los in Tafraoute, nur die Polizeikontrolle um Tafraoute (die uns eh kannte von unserem Stellplatz) interessierte sich für unsere Papiere, die wir am Tag zuvor beim Paschalik haben ändern lassen (er hatte uns zwei Wochen zuvor ein Datum eingetragen, wann wir in Tanger zu sein haben, obwohl wir kein Fährticket hatten, nun strich er die Datumsbegrenzung gänzlich).

 

Unser Abschied in Tafraoute, wo wir zweieinhalb Monate verbrachten, war herzallerliebst. Am Tag zuvor hatte uns Naima, unsere Waschfrau, sowie Talebs Frau, von einem unserer Nachtwächter, riesige Portionen Hähnchencouscous gekocht, einfach so zum Abschied. „Weil wir so ein gutes Herz haben“, sagte Naima - wie einfach lieb. 

 

Die Fahrt ging durch den Anti-Atlas durch kleine Dörfer über kleine Straßen mit vielen Kurven (nicht die Hauptroute dank Navi) – vorbei an den Ziegen auf Arganbäumen – 160 km nach Agadir. Hier folgte der langersehnte Besuch in einem Megasupermarkt. Wir staunten über all die Leute. Nach Monaten ohne großen Supermarkt war das nun etwas viel Eindruck, bloß schnell raus da, zwar die Hälfte in den überdimensionalen Gängen nicht gefunden, aber immerhin mit vielen leckeren Kirschen. Wir mussten uns beeilen, denn nur bis 18 Uhr durften wir fahren, ab 18 Uhr gilt in Marokko Ausgangssperre. 

 

Und so war es auch, Simon wollte nicht länger fahren, unser Ziel verpassten wir zeitlich nur knapp, dafür sahen wir genau um 18 Uhr neben der Straße einen Strand mit einigen Campern. Juhuu! Vor Freude vergaßen wir die Ausgangssperre und liefen zum Wasser… Für Blue, der völlig ballaballa vom ungewohnten Fahren war (nein, er wollte in den Pausen nicht wieder einsteigen) wurde das ein Riesenspaß mit den Wellen!

 

So unendlich uns der Tafraoute-Lockdown vorkam, so schnell waren wir wieder im gewohnten Reisetrott drin. Unser Bus, dessen Motor ja durch den Wüstenjump abgesackt war (vor unserer Ankunft in Tafraoute hofften wir ja überhaupt anzukommen, weil der Wagen oben im Gebirge extrem heiß wurde und sich der Ventilator seinen Weg freischmolz), schnurrte wieder wie immer.

 

Wieder sind neue Reisende um uns, verschiedene Strände und wir haben einige Ziele. Wir sind gespannt, was Marokko uns noch zeigt.

 

Die Riesenschnecken, die Noah der Reihe nach am Strand ausbuddelte, Durchmesser 10-20 cm, hauten mich komplett von den Socken. 

 

Marokko lockert sich ein wenig. Am 15. Juni soll sich noch mehr lockern, aber der Lockdown wird wieder um drei Wochen verlängert. Kein Wissen wann offizielle Fähren wieder gehen, vielleicht erst nachdem die Marokkaner, die in Europa arbeiten ihren Sommerurlaub vorbei haben, denn dann kommen sie dieses Jahr nicht mehr nach Marokko und bringen somit kein Coronarisiko für das medizinschwache Land mit.

 

Viele Reisende nehmen eine der Fähren, die die Botschaften organisieren. Einige kommentieren „Achtung, letzte Fähre,…wollt ihr nicht doch lieber, besser diese nehmen?“ Und heiße Sprüche gab`s reichlich in sämtlichen Chats. Behauptungen, Warnungen, Bewertungen, Druck, Kommentare statt purer Information.

 

Naja. Lassen wir das. Wir machen unser Ding. Wie eh und je. Uns geht es prima. Umso mehr wir uns von äußeren Begebenheiten lösen, umso mehr wir unserer Intuition folgen, desto freier sind wir, desto besser tut es. Wir wollen uns nicht von Stimmungen anheizen lassen.

 

Wir hatten bei unseren Reisen diverse Situationen, die sich ähnlich spannend anfühlten. Wer weiß was kommt, aber wer weiß das überhaupt. In der Spannung ist jeder für sein Glück selbst verantwortlich und auch dafür, nach außen zu wirken. Naja, und so spannend fühlt sich das Ganze auch nicht an. Ist halt einfach Coronalockdown aussitzen in Marokko. Dafür haben wir jetzt andere Marokkoerlebnisse auf dem Plan, die wir vermutlich nicht ohne Corona gemacht hätten.

 

Heute bin ich beim abendlichen Wasserspaziergang im Sand unter Wasser auf irgendwas getreten. Mein Vorderfuß begann zu schmerzen und der eine Zeh schwoll an. Zum Glück blieb es dabei und die Schmerzen nahmen ab. Seeskorpion, sagte ein Marokkaner. Wir haben nicht gesehen was es war, fühlte sich wie eine einfache Muschel mit scharfer Kante an. Hinlegen half. Die Jungs guckten derweil bei unserer kanadischen Nachbarfamilie mit Amerikanern zusammen einen Kinderfilm auf deren großen Flachbildschirm, der aus geöffneten Hecktüren guckte. Davor saßen Kinder und Marokkaner auf dem Boden und guckten auf Englisch. In dem Moment dachte ich, wir könnten auch gerade in Kanada sitzen beim Campen mit Amerikanern. Die Welt ist gar nicht mehr so groß wenn man reist, aber trotzdem wirkt sie immer noch riesig.

Wieder sind ein paar Tage vergangen. Der Stich in meinem Fuß war vermutlich ein Petermännchen, wie Noah ihn hatte vor einem Jahr in Portugal. Wir haben zwischenzeitlich etwas Beachhopping gemacht. Jetzt sind wir am Strand vom Bananendorf Tamri, haben hier zufällig Blues Schwester mit ihrer Besitzerin wieder getroffen. 

Tafraout - SüdmarokkoDonnerstag, 28. Mai 2020

 

Es geht los!

Wir verlassen Tafraoute. Seit einigen Tagen haben wir uns Freitag als Abfahrtag gesetzt - scheint zu klappen. Zu unserer Weiterreise schreiben wir auch hier. Wer noch aktueller mit exakten Orten/Koordinaten dabei sein will, kann uns folgen:

"Von Marokko nach Deutschland im Sommer 2020" - FamilienReiseAbenteuer bei Polarsteps

Wir haben nicht vor, direkt zügig nach Deutschland zu fahren. Erst step by step Marokko, dann mit irgendeiner Fähre nach Europa übersetzen und schauen wie & ob sich dort ein Abstecher machen lässt... bis wir spätestens im Herbst Deutschland = Familie & Freunde & Bäume knuddeln wollen.

Tafraoute - Südmarokko. Dienstag, 26. Mai 2020

 

Wenn sich die Mondsichel nach Neumond zeigt, dann ist der heilige Ramadan vorbei und das Zuckerfest beginnt! Ob sie sich heute Nacht oder erst morgen zeigen wird, wissen wir nicht, wir gucken in den Himmel.“, erklärt uns der Brotmann.

Am Sonntag wird Aid El Fitr- das Zuckerfest gefeiert, durch Corona sehr eingeschränkt nur im engen Familienkreis in diesem Jahr. Zeitlich ist somit im muslimischen Kalender, der sich nach dem Mond richtet,  der 1. Shoual 1441. Obwohl die Menschen nicht wie üblich das Zuckerfest groß miteinander feiern können und zur Einhaltung dessen an diesen Tagen das Autofahren verboten ist, herrscht eine besondere, heilige Stimmung diese Tage. Vorfreude und gute Laune strahlen die Marokkaner aus, vor dem Zuckerfest öffnen sich die Läden im Dorf wieder, die seit Mitte März geschlossen sind. Es herrscht buntes, lockeres, fröhliches Treiben. Am Zuckerfest-Sonntag selbst ist es ganz ruhig in unserer Palmerie und auf der Straße. Die wenigen, die sich zeigen, sind feierlich gekleidet.

Die Zahl der Touristen, die Tafraoute in ihren Campern belagern, nimmt ab. In unserer Palmerie sind wir die letzten. Die nächsten Nachbarn sind nun weiter entfernt. Es ist still geworden. Trotzdem genießen wir es, hier zu sein in dieser Stille. Einige Wochen vorher in dem schönen Trubel unserer großen „Reisefamilie“ hier war es ganz anders. Ja, wenn sie fort sind, fehlen die einzelnen Menschen, die Charaktere, die Eigenheiten, denen man hier nah war durch die Corona Situation. Das ist es, was es ausmacht: was ein einzelner Mensch mit seiner Art ausstrahlt. Wir hatten wirklich eine tolle Gruppe hier. Tja, irgendwann kommt immer der Moment auf Reisen: Der Abschied von liebgewonnenen Menschen und Orten. Tut gleichermaßen weh, wie dass wieder Türen für neue, schöne Begegnungen offen stehen, und alte gute Begegnungen als Geschenk „innen drin“ mitkommen. Wichtig bei viel unterwegs sein ist, immer wieder (wenn auch leider selten, dafür oft intensiver) engste Familie und Freunde zu treffen. Darauf freuen wir uns schon riesig in diesem Jahr! Um wieder auf hier zu kommen, jetzt vor dem Weiterreisen ist die Ruhe für uns als Familie echt klasse. Wir tüddeln etwas abseits von den anderen Touristen vor uns hin. Der Brotmann und der Wassermann kommen weiterhin vorbei, der Wäschefrau bringe ich unsere Wäsche und bin dankbar dafür. Ja, wir kennen ihre Namen, aber es klingt auch schön ihre für uns wichtige Aufgabe im Namen zu betonen.

Jetzt wird es richtig heiß. Das Thermometer zeigt täglich über 40 Grad. Es ist so heiß, dass es körperlich keinen Spaß mehr macht. Vor allem wir in unseren Campern sind der Sonne total ausgesetzt, Palmen liefern nicht gerade Schattenplätze. In Häusern und im Dorf ist es weitaus kühler. Nasse Tücher als „Air Condition“ überall hingehängt schaffen für einen kurzen Moment ein aushaltbares Klima im Bus. Nach einer halben Stunde sind sie wieder getrocknet. Brot und Schinken trocknen rasant schnell aus, sobald an der Luft, Kuchenglasur bleibt in der Hitze weich. Denken fällt schwer, es ist fast nur noch Dahinvegetieren mit wenig Bewegung möglich. Vor zwei Wochen gab es einen einige Tage dauernden Kälteeinbruch mit 20 Grad Temperaturdifferenz, da war es richtig ungemütlich kalt, unvorstellbar jetzt!

Sonst geht es uns nach wie vor bestens. Die Touristen, die die zwei angekündigten Fähren letzte Woche nehmen wollten, waren uns zu aufgeregt, wir wollten den Schwarm abfahren lassen und unsere eigene positive Reisestimmung bewahren. Erst weiterreisen, wenn diese beiden Fähren abgelegt sind. In den Chatrooms über die Ausreise aus Marokko ging es heftig her, es wurde hergezogen über Fährgesellschaft, über einander, über die Botschaft, über die Marokkaner, sinnvolle Informationen klangen kaum noch durch. Was in Menschen hochkommt in so einer krisenhaften Situation, in dem Druck nicht einfach ausreisen zu können... Für uns bedeutete das, vorsichtig Abstand zu halten und nicht mitzumischen. Die Situation kann einen unter Druck setzen, ja, man kann sich auf nichts verlassen, muss sehr spontan sein, es fahren keine offiziellen Fähren, die Botschaften versuchen sich um Ausreise zu kümmern, immer wieder neu. Gestrandete Touristen geben ihr Geld in hohen Summen für Fähren aus, die dann nicht fahren. Es ist herausfordernd sich von der schwierigen Ausreisesituation, den Stimmungen und Sorgen nicht anstecken zu lassen. Es gilt „Was die anderen machen kann ja nicht so schlecht sein“, und es ist ja auch die einzige Hoffnung an die man sich klammern kann - plötzlich haben fast alle ein GNV-Reederei Ticket in der Hand, somit das Versprechen irgendwie irgendwann nach Europa zurück zum Festhalten greifbar. Nein, mit dem GNV-Chaos wollen wir nix zu tun haben, wir wollen auch nicht über irgendwas herziehen, wir versuchen jetzt guter Dinge zu sein. Ich halte mich vorsichtig mit Jammern über die Situation für uns Europäer, nachdem ich mit einigen Marokkanern gesprochen habe schätze ich meine Lebenssituation wieder einmal mehr. Wir setzen irgendwann nach Spanien über, ich vermute es werden ab und an Fähren fahren. Zudem haben wir es hier in Tafraoute einfach gut erwischt. Glück, das wir schätzen.

Marokko hat den Notstand wieder verlängert, das heißt Wirtschaft ist weiterhin stark zurück gefahren, es ist keine Bewegung erlaubt im Land, nur im Ort zum Einkauf mit Maske, ab 18 Uhr weiterhin totale Ausgangssperre. Es gibt Gegenden mit mehreren Coronafällen, in unserem Bezirk ist nix los, dementsprechend scheinen sich die Vorkehrungen hier zu lockern. In unseren Bezirk darf niemand einreisen. Die nötigen Durchreisepapiere in den Norden nach Tangier zur Fähre haben wir. Natürlich ist es nur erlaubt, sich Richtung Norden/Fähre zu bewegen.

Noah hat neue Freunde gefunden, das sind die marokkanischen Nachtwächter, junge Männer. Sie unterhalten sich über Wildschweine, Skorpione, Leben in Marokko und in Deutschland, darüber dass mehr Geld in Waffen als ins Gesundheitssystem investiert wird. Ich höre Noah durch die Nacht wie ein Wasserfall plaudern, auf Englisch. Ihr Lagerfeuer leuchtet rüber. Da steht die legendäre hübsche marokkanische Teekanne in der Glut. Ja, nun haben wir lange genug abgewartet an diesem Ort, und Teetrinken ist in Marokko Tradition. „Die nehmen Grüntee, Zucker und Minze.“, weiß Noah. Finn und ich beobachten von unserer gemütlichen Polsterbank die Jungsgruppe weiter hinten, sehen über dem Feuerschein den hochgezogenen Strahl des Tee Eingießens und durch die Stille der Nacht hören wir sogar, wie er in verschieden klingende Tassen und Gläser läuft. Das können die Marokkaner. Eine gewisse Ästhetik mit Sinn des Abkühlens. „Das machen die Marokkaner halt so.“, sagt Finni.

Abwarten und Tee trinken – Datt ham wa also nu jemacht.

Das Löwengesicht, das für Tafraoute bekannt ist, das sich in den Schattenmustern der Felswände zeigt, wollten wir endlich ausfindig machen. Plötzlich bemerkte Noah, dass der Löwenkopf sogar von unserem Platz aus gut sichtbar ist! Einiges entdeckt man eben erst nach Monaten.

So schön das Ausharren in der Krise in Tafraoute ist, die Hitze ist nicht mehr schön. Wir wollen wieder frisch werden… in der Birne, uns fitter fühlen, mehr bewegen können, neue Orte tun auch gut.

Unser Wunsch in Marokko einen Ort zu finden, wo wir mehrere Monate in Ruhe bleiben können, hat sich durch Corona erfüllt. Nach einem Jahr rumreisen brauchten wir das und wir wissen nun wie wirklich wichtig es ist, immer wieder Monate der Ruhe einzubringen.

Und jetzt ist es okay, wieder neue Eindrücke zu sammeln. Noah will angeln, Finn will schwimmen, ich möchte nach Monaten mal wieder in einem großen, modernen Supermarkt einkaufen. Die Jungs haben gerade eine gute Zeit miteinander, freuen sich an ihrem Blue, sie radeln zu den Nachbarwelpen, lernen zusammen Englisch, bauen Lego und räumen für die Weiterfahrt – alles dauert bei Hitze. Und auf die Weiterfahrt wollten wir bis nach Ramadanende warten. 

Tafraoute - Südmarokko. Donnerstag, 14. Mai 2020

 

Wer will Babuschen?

Tafraoute ist bekannt für Babuschen, Sandalen aus Ziegenleder.

Sie sind in vielen Variationen erhältlich. Bunt bestickte Sandalen oder geschlossene Schuhe. Oder einfarbig. Oder Naturleder. Hinten offen oder geschlossen. In allen möglichen Farben und Größen. Auch für Kinder.

Gleich zu Beginn unserer seit Mitte März andauernden Tafraoutezeit kaufte ich ein Paar, das ist nun zwei Monate her, ich trage sie tagein tagaus und bin megazufrieden mit der Qualität und dem bequemen Sitz. 

Da ich nicht im Laden war, schicke ich nur ein Foto von zwei Paar bereits getragenen Schuhe, damit ihr einen Eindruck habt. Das Leder wird weich vom Tragen und auch die an der Ferse geschlossenen sitzen prima. 

Vielleicht hat jemand Interesse an diesen Babuschen. 

Genaue Bestellangaben (Art, Farbe, Größe) oder Babuschen-Wunschformulierungen an Kontakt senden.

Tafraoute - Südmarokko. Sonntag, 10. Mai 2020

 

Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so gezwitschert habe. Mein Hirn schwappt links rechts, links rechts, links rechts. Ich höre den Wind, der ins Gesicht weht und meinen schweren Atem. Trockene Luft kommt in meine Nase, mein Mund ist noch feucht. Schatten. Mangelware. Wo ist der nächste Schatten? Die Sonne brennt. Alle Anstrengung geht in die Bewegung, Bein heben, Schritt für Schritt. Mein Blick zielgerade auf den Boden vor mir, sucht Hindernisse. Blue, unser treuer neuer Hund, hächelt von Schatten zu Schatten, lässt sich dort sofort fallen. Wir müssen weiter. Die Geckos zwitschern. Nein, nicht die Geckos, nicht ich, es sind Vögel, in den Sträuchern hocken hin und wieder Vögel. Das Blut läuft. Immer erst raus für hallal. Lag da deswegen die Pumpe. Die kleinen Kiesel rutschen unter meinen Schuhen weg, ich muss aufpassen auf steilen Wegabschnittten. Wann schmierte ich zuletzt Sonnencreme? Die Haut wurde angeschnitten und abgeschnitten. Sengende Hitze. Macht mich leer, alles weg, nur wirres Denken und auf den Schritt achten. Eben die Nomaden am Wegesrand, die ein Schaf töteten, genau als wir vorbei kamen. Wir sind verrückt. Von Schatten zu Schatten. Langsam. Auf den achten, der am Langsamsten ist, am meisten Pausen braucht. Solange man noch schwitzt, soll es okay sein. Wasser, ja, Wasser. Die Kinder, ja die starrten wie gebannt auf das Schaf und das Blut, und wollten bleiben. Mit der Pumpe erst das Blut aus dem Schaf? Hallal bedeutet ausbluten lassen. Spannend für die Jungs. Ausgerechnet wenn ich daran mit ihnen vorbei komme, die anderen der Gruppe sind vor uns. Aber wir müssen weiter. Sind eigentlich nie weit entfernt von Siedlungen, aber bei der Hitze geht es nur langsam voran. Kinder einschmieren, sie trinken und pausieren lassen, Traubenzucker gibt Energie. Was für ne idiotische Idee. Ich fühle mich wie ein zwitschernder Idiot. Ach, die Vögel, wie nett. Nie wieder laufe ich in Marokko auf Wanderschaft fern von unserem Bus. Welchen Weg sollen wir einschlagen? Auf dem heißen Berg bleiben oder runter ins Tal? Besser runter. Und tatsächlich, unten bietet sich eine Oase. Mit Blumen. Rosa Blumen. Duftend. Und ein See! Blue springt sofort rein. Nun weiß Noah: Blue mag das Wasser und unser Angelkind ist begeistert. Aber das Oasenwasser ist eine Brühe. Keine romantische Oase, haha. Betören am Blumenduft tut gut, in dem Moment alles vergessend. Skorpione unter Steinen sind schon nicht mehr erwähnenswert. Die Kinder sind überraschend gut bei der Sache, erschöpft aber fit. Fitter als wir Großen. Wir fühlen uns tough, tough in Tafraoute. In Dorfnähe saufen wir uns die Kehlen dicht mit neu gekauftem Wasser. Dann weiter, Schritte für Schritt der endlos scheinenden Straße folgend, den Kopf mit Tüchern verdeckt. Grenzerfahrung Körpergefühl. Fern von mir. Fern vom Zusammenreißen, fern vom Willen. Einfach besoffen vom „irgendwie lebe ich noch“. Jeder trottet für sich. Stärkt sich. Immer erst die Kinder. Alles tun, damit der Körper kühlt, Socken aus,…Erst abends spät wird der Kopf klar, es wird angenehmer, aber mein Atem geht noch nicht entspannt. Die Kinder sind längst wieder wild am Spielen.

Manchmal wäre es einfacher, sich gar nicht erst zu interessieren. Manchmal ist es doof, aus dem Medizinischen zu kommen. Manchmal ist es scheiße, Bescheid zu wissen. Wissen kann unruhiger machen, als wenn man kein Wissen hätte.

 

„Wenn eine Viper ein Kind gebissen hat schafft man es auch mit schneller Ambulanz nicht schnell genug zum Anti-Serum nach Agadir in die Giftklinik.“, sage ich zu der Ärztin des örtlichen Krankenhauses, die mir gegenüber sitzt. Ich möchte wissen, warum es hier kein Anti-Serum gibt. „Einen Helikopter gibt es nicht. Die Politik ist so schlimm, es wird nicht ins Medizinische investiert.“ „Könnte nicht ein Wagen mit Anti-Serum entgegen fahren?“ „Nein, wir haben keine Reanimation hier. Anti-Serum kann nur in Agadir gegeben werden.“ (Anti-Serum-Gabe sollte streng überwacht erfolgen aufgrund von Reaktionen.) Die junge Ärztin nimmt sich Zeit mir zu antworten und erzählt mir ausführlich ihre Sorgen, die sie aufgrund der miserablen Versorgungslage hat. Die Wand im Konsultationsraum ist übersät mit Wasserflecken, Farbe bröckelt ab. Es ist angenehm kühl. Ein Stuhl, von dessen Sitzfläche Stofffetzen übrig sind, steht neben mir, eine einfache Liege ist im Raum, vor mir der Schreibtisch mit der Ärztin und darauf eine Mundspatelschachtel für Kinder. Das ist Afrika hier. Auch Marokko ist Afrika. Per Übersetzungsprogramm kommunizieren wir. Vipernbisse kommen hier nur durchschnittlich dreimal im Jahr vor. Marokkaner hatten meine Kinder beim Spielen beobachtet und warnten vor den Vipern bei Hitze. Danke. Ich will keine große Story daraus machen, aber es beschäftigt mich.

 

Egal, wo auf der Welt – in Geburtsräumen fühle ich mich Zuhause :-) (Unabhängig davon, dass mir die Art/Qualität der Geburtshilfe sehr wichtig ist) I miss my job. Die Situation für gebärende Frauen vor Ort interessiert mich. Die Hebamme im Dienst freut sich über meinen Besuch. Leider ist wieder die Kommunikation schwierig, weil ich kein französisch spreche. Das hätte ich in der ganzen Wochen hier ruhig lernen können, fasse ich mich an die Nase. Die Kollegin ist jung, seit vier Jahren ausgebildet. Die Ausbildung dauerte drei Jahre und fand in der nächsten Kleinstadt statt. Im Tafraoute Krankenhaus gibt’s um die 10 Geburten im Monat. Ein Ultraschallgerät sehe ich abgedeckt, es gibt kein CTG, aber ein Pinardrohr steht auf dem Tisch, jede Menge Plakate hängen an den Wänden über Vorgehen bei Blutungen, Eklampsie, Hellp usw. Der Geburtsraum besteht aus zwei halben erhöhten Gebärbetten abgetrennt durch eine Mauer. Für Geburten in Rückenlage. Eine alte Rea-Einheit steht in der Ecke, daneben ein ebenso großer Absaugwagen. Operationen finden hier gar nicht statt, die Ärzte hier kennen sich mit Geburten nicht aus, die nächste OP-Klinik ist zwei Stunden entfernt. Oxytocin gibt’s zur Plazentageburt. Die Hebamme impft sofort nach der Geburt. Die Frauen bleiben für zwei Tage im Krankenhaus. Aktuell war keine Frau da.

 

Ewig werden wir nicht mehr in Tafroute bleiben. Temperaturen über 40 Grad und der Drang nach Neuem lassen uns sicher bald reiselustig werden. Die Reisesituation im Land lockert sich gerade. Wir beobachten es eine Weile und machen uns auf den Weg, an neue Orte in Marokko. Vielleicht warten wir auch bis zum 20. April, bis dahin soll die zweite Phase des großen Marokko-Lockdowns sein. Nach wie vor besteht Maskenpflicht sowie Ausgehverbot ab 18 Uhr im Land. Wir warten bis die Fähren nach Spanien wieder fahren. Dafür haben wir ein Rückfahrticket. Meiner Vermutung nach wird das Juni oder Juli. Bis dahin fahren wir langsam Richtung Norden, und ans Meer, versuchen die Hundeausreise gut zu organisieren. Uns geht es gut hier in Tafraoute, die Marokkaner helfen, wo wir es brauchen, wir sind super versorgt. Schulhefte wurden eine halbe Stunde nach Fragen sofort zu uns in den Bus gebracht. Sogar Reismilch gibt es hin und wieder in einem Dorfladen. Wir kommen gut zurecht mit dem, was wir hier haben und mit dem, was wir hier nicht haben. Viel verschleißt recht schnell - wir leben mit ewigem Staub, mit Kleidungsverschleiß und ohne gewohnte Einkaufsmöglichkeiten. Da wird improvisiert mit dem, was da ist. Insgesamt ist es friedvoll und ruhig. Eine tolle Gemeinschaft bildete sich mit den Reisemenschen. Die Gesamtkombi ist einfach gut. Was für ein Leben in der Coronakrise. Bisher haben wir es gut erwischt, danke :-) Viele unserer Palmerie-Gruppe sind bereits gefahren. Karin hatte zum Abschied einen Song mit den Kindern einstudiert, der wird jedem im Herzen bleiben - in den Sprachen der Leute hier, nach der Melodie von „Bella Ciao“:

„Seit ein paar Wochen - sind wir zusammen - teilen unser Schicksal in dieser schweren Zeit -wir wurden Freunde -  vielleicht für immer - und der Abschied fällt uns schwer.“

„Since a few weeks now - we`ve been together - try to behave and keep safe just for - now now now -  we became

friends - maybe forever - we`re sad to go back home.“

Was ist ein Marokkobesuch ohne wirklich Kontakt zu Einheimischen zu haben?

 

Im Camper ist man echt weit weg von ihnen. Und dann wollte ich ihnen doch nah kommen. Und es ist doch „überall“ ähnlich auf der Welt. Die Menschen sind freundlich und fröhlich, laden dich ein in ihr Haus, du bist herzlich willkommener Gast, die Kommunikation läuft nicht über Sprache. Ich kann weder arabisch, noch französisch, noch ihren Dialekt, mein Translater funktioniert nicht. Und sie können weder lesen noch schreiben. Aber ich sitze da auf dem Plastikstuhl in der Ecke mit all den Frauen, verstehe dann irgendwann ihr Schicksal: Die Männer verstorben oder wegen Alkohol getrennt, behinderter Bruder bei ihnen, mehrere alte Frauen, alles Schwestern, die Tochter um die 40 lebt nur mit Einnahmen der Touristen, bietet Waschdienst an, kocht, kümmert sich Zuhause. Ein typischer Berber-Flachbau aus Stein mit Lehmputz, mit großer Küche in der Mitte, also äußerst simpler Küche zusammengeschustert - ohne Tisch und Stühle, die Inneneinrichtung ist einfach gehalten, wenig Schränke, Steinwände, Steinboden, oben eine Öffnung nach draußen ohne Fenster, seitlich davon wenige kleine Räume. Sie schläft in der Küche, und vier Matratzen, die tagsüber als Couch dienen, liegen auf dem Boden in einem anderen Raum nebenan. Da schläft auch die Joghurtfrau, wie wir sie nennen, eine sehr alte Frau, die hin und wieder zu uns gelaufen kommt und einen Joghurt auf einem Palmenstamm sitzend isst. Und dann kriege ich die Hände angemalt, mit Henna, das ist der Grund warum ich hier bin. Ich hab auf die Hände der Frauen gezeigt und gefragt, ob ich auch solches Henna bekommen kann. Sie machen es nicht so wie in Indien oder für die Touristen in Marrakesch, es gibt keine Spritztüten, sie tragen es grob mit ihren Fingern auf. Daher sehen meine Hände rot aus, Fingerspitzen auch. (Man könnte denken, ich hätte eine Ziege getötet.) Es ist Teil ihrer Kultur. Ich habe mich in der Mitte der Frauen, mitten in ihrem Haus in ihrem Leben für die zwei Stunden die ich eintauchen dufte, sehr wohl gefühlt. Am Ende haben wir, Noah und Finn kamen mich dann irgendwann suchen, Tee und Suppe und Crepes bekommen. Obwohl die anderen noch im Ramadan bis 20 Uhr abends fasten.

 

Mond & Feuer...

Tafraout - Südmarokko.  Sonntag, 26. April 2020

 

Die 40. Nacht in dem kleinen Städtchen im Anti-Atlas-Gebirge liegt hinter uns.

Ich kann nur sagen: Es geht uns richtig gut! All die Anfangsaufregung der Coronazeit ist vorbei. Nun müssen wir eh abwarten, dann weitersehen und handeln - aber momentan ist es ruhig und einfach toll. Wir haben eine super Zeit! Vielleicht ist es gerade der beste Ort der Welt zu sein in der Krise, wir haben die warme Sonne, super Versorgung, wir Reisende haben einander, die Kinder sind ein tolles Kinderteam und entdecken, basteln, bauen, spielen. Was für eine Zeit! Nie im Leben sonst ist man so intensiv zusammen wie wir hier seit Wochen stagnieren. Wir tauschen aus, helfen, lernen voneinander, sind füreinander da. Wir teilen. Alles, was gerade wichtig ist.

Tafraout ist der Ort in Marokko, wo sich die meisten Fahrzeugreisenden zusammen finden. Die Infrastruktur bietet uns hier viel!

Wir als Familie haben es immer ein bisschen besonders mit unserem Alltag, der ja Simons tägliches Arbeiten sowie tägliches Lernen beinhaltet. Daher ist uns nie langweilig. Nur lethargisch sind wir manchmal, das ist auch gut so, Langsamkeit braucht es bei Hitze. Jetzt hat Ramadan begonnen, aber für uns ist es wie immer, alles wirkt etwas leerer, noch leerer als eh schon in Coronazeiten.

Mal sehen wie weit Einschränkungen, Veränderungen der Freiheit noch gehen - wir genießen den Moment im Wissen „wer weiß wie lange“. Heute ist der erste Coronafall in Tafraoute, unserem Städtchen, bekannt geworden - ein Tourist von den über 200 Wohnmobilen, und wir sind gespannt, was das nach sich ziehen wird.

Viele wollen oder müssen in ihr Heimatland wegen Arbeit, Familie, aber momentan ist es ein Glücksspiel ob die Fähre nach Genua am geplanten Datum fährt. Dazu muss man kompliziert Erlaubnispapiere für die Fahrt einholen. Wir haben uns entschlossen abzuwarten, denn wir haben schließlich ein Rückfahrticket nach Algeciras. Vielleicht öffnet diese Verbindung für Reisende ja doch in den Sommermonaten wieder?

Mittwochs genießen wir den hiesigen "Souk" (Markt) mit den bunten Obst- und Gemüseständen. Und natürlich mit Mundschutz. 

Tafraout - Marokko. Freitag, 17. April 2020

 

Sorry ihr Lieben, das war nunmal ein größerer Abstand zwischen den Posts.

Uns geht es prima. Wie ihr lest, sind wir immer noch in Tafraoute. Und da ständig was los ist, geht die Zeit schnell um.

Die Einschränkungen werden verschärft, wir sitzen hier fest, dürfen uns ohne Erlaubnispapiere der Behörden und Botschaft nicht mit dem Fahrzeug bewegen, außer im Ort zum Einkauf und Bustanksversorgen. Es herrscht

Maskenpflicht. Und Ausgehsperre ab 18 Uhr, das heißt wir dürfen uns nur vor den Fahrzeugen aufhalten. Eine befreundete Familie in Tarifa, Spanien darf ihren Anhänger gar nicht verlassen. 

Spanien lässt nicht einreisen. Marokko lässt nicht ausreisen. Erst war es noch über Ceuta möglich per Schiff auszureisen, dann nach Frankreich, dann nach Italien. Nun wurde alles gecancelt. Wir bleiben hier und beobachten die Lage.

Die Hitze nimmt zu. Es ist trocken und staubig. Nachts ist hell leuchtender Sternenhimmel um das umliegende Felslandschaft- und Palmenpanorama. Viele Sternschnuppen. Super Möglichkeit, sich Zeit für Sternbilder zu nehmen. Ein ziemlich großes Wildschwein rennt des Nachts an uns vorbei. Morgens um halb sechs hallt der Muezzinruf an den Felsen. Gestern tagsüber ist eine lange braun-schwarze Schlange direkt vor mir neben einem anderen Reisemobil in den nächsten Baum geschlängelt. Ich weiß, hier sind Schlangen - war aber überrascht, dass sie so nah an unsere Fahrzeuge kommen, auch wenn es dort ohne Kinder gerade ruhig war. Für mich ein Schreck. Für die Leute hier normal. Denen machen die Schlangen keine Bedenken, anscheinend stellen sie kein großes Risiko dar. In Indien waren sie für mich auch normal. Da war ich aber noch jünger :-) Ich weiß noch, einmal hauste eine Kobra über mir im Dach der kleinen Holzhütte - sie hat sich stets freundlich verhalten, und an meinem Arbeitsort für ein halbes Jahr lebte eine direkt vor der Haustür unter dem Gartenbusch - auch alles gut. Wie gesagt: Normal für die Menschen vor Ort. Für mich Gewöhnung und zudem haben wir nun unsere "Draußen-überall-rumkriech-Kinder". Natürlich gibt’s nun noch klareres Neinsagen, als in gewohnter Heimat. Schlangen gehören hier zum Leben dazu, wie das Wasserziehen aus dem Brunnen zum Wäsche waschen. Unser Alltag. Keine Ansprüche mehr an große Sauberkeit oder heile Kleidungsstücke, das geht einfach nicht und es kommt auf was anderes an.

Nahrungsmittel kriegen wir völlig normal, ich kann losschwärmen über gutes Obst und Gemüse, es mangelt nix außer natürlich spezielle Ansprüche, wie z.B. Milchalternativen. Da muss man selbst auf die Idee kommen, wie man von Haferflocken zu Hafermilch selfmade kommt. Internet als Ratgeber und Infoquelle funktioniert aber auch bestens. Vor einigen Tagen bekamen wir eine große Menge Obst, Gemüse & Lebensmittel geschenkt, wohl für jeden Mitbürger dieses Ortes. Wir verstanden nicht, ob von einem reichen Mitbürger oder dem König als Geste in Krisenzeiten.

Ausreisen dürfen wir trotzdem nicht. Für viele sehr problematisch, auch Postversand ist unsicher, da muss man sich die passenden Connections raussuchen, um z.B. lebenswichtige Medikamente zu erhalten. Zum Glück ist hier bei uns soweit alles gut. Mein Bedenken ist die medizinische Versorgung, falls wir die wirklich brauchen sollten oder wenn die Covidfälle in die Höhe schießen (wie jetzt gerade, vermutlich durch mehr Tests) - dann möchte ich wohl lieber in Deutschland sein.

Nun nehmen wir es so, wie es ist und machen das Beste draus und haben eben das, was wir haben. So ist das auf Reisen: Wenig Vertrautes um einen, viel Neues. Die Menschen um uns sind klasse: Marokkaner lieb und hilfsbereit, die Reisenachbarn genauso und wie eine große Familie. Den Jungs geht es prima, sie spielen hier frei mit den Kindern der anderen Familien auf Englisch, wir sind seit über einem Monat eine feste Gruppe.

Viel auf der Welt ist gerade extrem. Jemand, der Extremen getestet hat, voll Energie weitermachte, vielem zum Trotz, mit Mut und Ehrgeiz Einsatz zeigte, ist am 1. April gestorben. Im vorletzten Jahr traf ich ihn, bis dahin kannte ich nur seine Survival-Bücher, nun erlebte ich ihn im Vortrag über sein Leben, seine Abenteuer und sein Herzblut.

Starke Männer weinen. Und stehen dazu. Rüdiger Nehberg setzte sich mit allen Mitteln gegen die Genitalverstümmelung von Frauen in Afrika ein. Er wagte die heftigsten Bilder nicht der Masse an Zuschauern zu zeigen. Während er berichtete, begann er zu weinen und pausierte bis er wieder sprechen konnte, dieses Thema nahm ihn mit, er wusste was es bedeutet. Ich war berührt. Rüdiger Nehberg hat den Verein Target gegründet, und eine Klinik in Afrika, schaut euch das mal an. Er hat diverse Raubüberfälle, Aussetzen im Dschungel  überlebt, ist im Einbaum über den Atlantik, nun starb er in Norddeutschland im Alter von 84 Jahren. Ein toller Mann. Echter Einsatz für Menschen! "Keiner ist zu gering, die Welt zu verändern!" Übernehmt die Tatkraft :-)

Buch "Karawane der Hoffnung" - Aktion gegen weibliche Genitalverstümmelung!
Buch "Karawane der Hoffnung" - Aktion gegen weibliche Genitalverstümmelung!

Wir freuen uns übrigens über unser neues Familienmitglied. Überraschung! Erst mussten wir uns etwas an den Gedanken gewöhnen, schließlich ist es zu viert schon echt ‘ne Herausforderung in unserem kleinen Reisemobil. Aber so ein süßes kleines Baby. Ein klares Nein wäre sicher einfacher. Aber warum harren wir hier schließlich aus? Eine super Gelegenheit, um sich daran zu gewöhnen, was uns vorher viele prophezeiten: „Ohne Hund kommt ihr bestimmt nicht aus Marokko raus!“ Meine Antwort war: „Haha!!“ Ich lasse Näheres für den Kinderblog, der auch bald mal wieder neue Texte bekommen soll. Skorpione und so.

Tafraout - Marokko. Samstag, 28. März 2020

 

Stucked!

Einen Tag nach meinem letzten Post ging`s los: Veränderte Welt - auch hier!

Erst irritierte uns, dass wir kein offenes Restaurant mehr fanden. Sie dürfen keine Gäste mehr nehmen, aber boten an Tajine direkt an unseren Bustisch zu bringen.

Täglich folgten neue Maßnahmen.

Bis wir nun … in der Krise in Nordafrika festsitzen.

Die Verbindung zu Europa ist dicht, die Rückholflüge sind geflogen. Für die Camper gibt’s keine Rückholaktion, aktuell wird von europäischen Staaten eine Privatfähre gechartert, Kostenpunkt mindestens 1200 Euro pro Camper und 2 Leut`.

Vermutlich werden wir warten, bis wir unser Rückfahrticket benutzen können.

Wir sind dort Zuhause, wo wir sind.

So sind wir los, ohne ein Zuhause zu hinterlassen, unterwegs auf 5x2 Quadratmetern daheim.

Im Norden Marokkos, in Ceuta warten 500 Fahrzeuge auf die Fähre, der Stern und andere Medien berichteten darüber. Zu einem großen Parkplatz mit besserer Grundversorgung sind sie nach Tanger Med ins Hafengelände geschickt worden.

Viele andere beobachten die Situation aus mehr Ferne.  

So auch wir.

Wir sind sozusagen "ansässig" im Hinterland von Agadir. Am Rand des kleinen Städtchens Tafraoute. Ja, da fühlen wir uns fast eingebürgert in der Situation :-)

Der Fährbetrieb wird allerfrühestens am 20. April aufgenommen, vielleicht werden vorher Lösungen gefunden (wie oben). Bis dahin herrscht Unklarheit und hier festsitzen. Die Straßen sind kontrolliert, es ist unsicher, ob man sein Ziel erreichen kann. Es herrscht Ausgangssperre, einkaufen geht mit Zettel und Gemeindestempel, direkt vor unserem Platz steht das Militär zur Straßenkontrolle.

Nur das Wissen lässt uns eingeengt fühlen und das Unwissen, wie sich Corona weiter entwickelt in diesem Land und zu welchen Maßnahmen es noch kommt, fordert dauerndes Überlegen über unseren Umgang damit. Im Grunde geht es uns wirklich gut und auch der Platz ist in der Situation spitze. Allerdings wenn die Kinder dann auch noch krank sind, wird klar auf was es ankommt. Das gewohnte medizinische System der Heimat wird vermisst, sollte man es im Notfall brauchen. Finn wurde richtig krank, hohes Fieber und sein Bein tat ihm schrecklich weh und durfte weder berührt noch belastet werden. Zum Glück ist da das Schlimmste überstanden, es dauert immer ein paar Tage, zum Glück ist viel Medizin mit an Bord.

Ansonsten wie gesagt: Ohne das äußere Tamtam fühlt es sich so an, als würden wir hier einfach längere Pause machen. In unserem Palmenhain auf 1000 Meter Höhe dürfen wir raus, können einkaufen und nichts ist ausverkauft, die Marokkaner sind sehr freundlich. Am Platz gibt`s Wasserversorgung für die Fahrzeuge, Gas wird gebracht, vor unserem Bus ist der Ziehbrunnen (fürs Wäschewaschen, ein Akt die Wäschemenge unserer erdwühlliebenden Kinder zu bewältigen!). Es ist kein offizieller Campingplatz, eine Art städtischer Stellplatz, 1,50 die Nacht.

Und wir sitzen mit anderen im Boot: Deutsche, Europäer, mehrere Kinder. Wir sind ein zusammengewürfelter Haufen in der Krise. Wir tauschen aus, helfen einander, spielen, teilen.

Wir richten uns ein, haben die typisch marokkanische Matte für vor den Bus gekauft, damit der Sand nicht so wirbelt und nennen sie unseren „englischen Rasen“. Simon hat neue Batterien gekauft, die alten waren tiefentladen und behielten nix mehr, abends hatten wir Stromprobleme.

Wir machen unser Homeschooling weiter, was plötzlich alle Welt macht.

Für uns ist es auch nicht mehr neu, den ganzen Tag miteinander zu verbringen, aufeinander hockend, wie viele andere sich nun Zuhause bleibend erst gewöhnen müssen. Wir haben unsere klaren Bedürfnisse formuliert und sind tiefer in Beziehung gegangen. Wir wissen, wie es ist zu viert auf engstem Raum zu (über)leben ;-)

Uns geht es gut hier, bald schreibe ich noch andere Geschichten, soweit das Update für heute.

Das Handy kommt öfter zur Seite, es holt mich fort aus dem Hier, zeigt die verrückte Welt. Da muss man achtsam sein, dass all die News, Dramen, Vermutungen, alles zu Corona nicht zu sehr abfärben und trüben.

Ob wir überhaupt sobald wie möglich nach Deutschland aufbrechen, wissen wir gar nicht. Hätten wir das anfangs gewollt, hätten wir die Fähren noch rechtzeitig vor Stopp gekriegt.

Achtsam sein. Glück haben. Ruhiges Atmen macht ruhige Gedanken.

Hier ist`s gut. Wir hoffen, bei euch auch!

Tafraoute - Marokko. Mittwoch, 18. März 2020

 

Okay, okay, ich beginne mit Corona.

Wir sind ohne Corona-Panik. Wir merken es noch nicht mal, nur per Online-Infos, die wir kriegen. Hier läuft alles normal. Zumindest in unseren Wüstendörfern, wo wir uns rumschlagen. An den Flughäfen und Häfen sieht`s anders aus, das Auswärtige Amt startet Rückholaktionen. Über die spanische Enklave Ceuta ist die Ausreise mit Fahrzeug wohl noch möglich, wie lange fraglich und wenn, dann spannend, es ist bekannt für Flüchtlinge, die sich beim Tankstopp schnell in die Wägen schmuggeln.

Wir haben uns entschieden, erstmal so weiter zu machen wie geplant. Bleiben also und stürzen uns nicht Hals über Kopf auf und davon.

Wir bleiben wachsam über die Situation. Mal sehen wie es sich für bleibende Touristen entwickelt.

Ganz alleine fuhren wir eine kleine, meist asphaltierte Straße mitten durch den Anti-Atlas, fort von unserem Wüstenort. Immer wenn wir auf einem Bergspitz umherschlängelten, piepten unsere Handys mit neuen Coronanachrichten, da uns nur dort der Empfang erreichte. Der Ort Tafraoute liegt auf 1000 Meter und ist umzingelt mit hunderten Reisemobilen, die alle Platz in den Palmenhainen gefunden haben. Wir sind also nicht die Einzigen in Marokko, die noch hier sind.

 

Corona hin oder her. Es gibt noch anderes, was Panik machen kann. Bei uns war das eine handtellergroße Wüstenspinne in Gelb, die Simon eines Nachts vor sich entdeckte – und leider nicht kriegte. „Die war so schnell, Wahnsinn!“ Er recherchierte sofort, es ist diese Spinne, die rollen kann und mit 2 Meter pro Sekunde durch die Wüste rollt. Die eigentlich seltene Cerebrennus rechenbergi ist nach ihrem deutschen Entdecker genannt. Wüstenskorpione töten sofort, die Kamelspinne, die eigentlich keine echte Spinne ist, ist noch giftiger und unser Exemplar ist die giftigste Spinne. Warum die ausgerechnet in unserem Bus landete, ist ein Rätsel. Simon vermutet unser Festfahren in der Wüste, ich denke an den kräftigen Wind der alles hineinwehte. Die Marokkaner sind entsetzt und kommentieren „Oh, your Sahara Welcome!“ Mir darf Simon von Riesenspinnen eigentlich nicht erzählen, ich bin dann nur noch panisch. Mit Spinnen habe ich es gar nicht. Aber man muss ja dann … irgendwas machen. Bus ausräumen bringt wahrscheinlich nix, denn wir haben mindestens eine Millionen Dinge dabei und genauso viele spinnenfreundliche Schlupflöcher. Wochenlang im Hotel verbringen macht auch nicht sicher, dass die Spinne danach nicht mehr da ist. Also fahren wir los. Das ist jetzt schon einige Tage her, wir sind Wellblech gehoppelt und viiiiel gefahren, außerdem weiß die Spinne bestimmt, dass ich sie mindestens 5 Minuten anschreien werde, wenn ich sie sehe - daher gehen wir davon aus, sie mochte es nicht mehr bei uns. Die Giftzentrale Deutschland ist auch nicht gerade Experte für Saharaspinnen und Kinderreaktionen, ich wollte schonmal prophylaktisch erkunden. Guuut, in Frankreich bei der letzten größeren Spinne, die Finni beiläufig erwähnte konnte ich nicht mehr aufhören mit Schreien und die Campernachbarn schauten alle aus ihren Fenstern, wer denn bei uns abgemurkst worden ist. Ich muss sagen, alles ist Gewöhnung. Auch der Gedanken mit einer Spinne, dieser Spinne, hier zu sein. Die erste Folgenacht war furchtbar, der Kleine schlief sofort aber dem Großen ging es so wie mir und da half nur Familienkuscheln ganz eng zusammen und ein bisschen homöopathisch was für die Psyche tun.

Es war also auch bei uns aufregend in letzter Zeit. Und wüstig…

10 Tage blieben wir in M`hamid, dem Tor zur Wüste, zur Sahara.

Hier gehen die Pisten los zur Erg Chegaga, der Dünenlandschaft, hier wird’s flach, sandig und steinig und die algerische Grenze ist nah.

Es ist noch heißer und trockener, als eh schon vorher in Marokko. Und viel zu windig für die Jahreszeit.

Wir wechseln von einem Campingplatz zum anderen, an beiden ist`s schön. Der eine hat tolle Leute und ein gemütliches Setting mit eigenen Sanddünen, der andere liegt wunderbar erhöht am Beginn der Wüste und marokkanisches Flair. Einen Abend wird zu Geigenmusik und Lagerfeuer getanzt und am anderen Abend wird die untergehende Sonne über dem Sandmeer in ihren Rottönen bestaunt. Ja, es ist ein Meer mit Wellen, dieser Sand!

Die Wüste reizt uns, ruft uns. Gerne wollen wir rein, sie um uns haben, aber das geht nicht, zumindest nicht vonM´hamid. Ohne 4x4, nö!

„Einmal in der Sahara festfahren“ Das will Simon unbedingt. „Fliegende Ziege“ nennt man das hier, Sturköpfigkeit.

Aber natürlich haben wir alle Lust auf ein Abenteuer. Wir fahren weiter als uns empfohlen wird, weiter als die letzten Palmen im Sand. Dann ist Schluss. Wenn man eingefahren ist, stoppt das Fahrzeug abrupt. Sandbleche ab, buddeln. Wenn die Rausfahrversuche nix bringen, Ideensammlung in der Wüste, Sträucher abholzen, Steine sammeln, Teppiche, alles drunter zur Stabilisierung. Und wenn die Rausfahrversuche immer noch nix bringen, dann sitzt man eben bis es dunkel wird. Und wenn die Sonne untergeht, kommt in der Wüste schnell die Dunkelheit. Im Dunkeln durch den Sand den Weg zurück suchen, keine gute Idee. Die Männer freuen sich mitten im Wüstensand zu sein. Ich brauche ein bisschen Adaptionszeit, und hole dann die bereits in Frankreich gekaufte alkoholfreie Himbeersektflasche raus. Ist doch ein besonderes Ereignis. Wir sitzen fest - in der Wüste, machen Lagerfeuer vorm Bus, der Vollmond leuchtet und es ist still, so still. Die Wüste ist ganz still. Der Sternenhimmel irre. Das hat was. Was Wunderbares. Und ich merke Ängste in mir, die mich das nicht gut aushalten lassen, aber sie verfliegen etwas. Die Realität ist doch anders als die Hirngespinste.

Am nächsten Morgen gibt es frischgebackene Vollkornbrötchen. Dann weiter buddeln. Simon nimmt sich Zeit, will es perfekt machen, stemmt den Bus hoch, untergräbt und stabilisiert extra gut. Dann pendelt er raus, vor und zurück, vor und zurück. Geschafft! In seinem Übermut und Bedenken nochmal hängen zu bleiben tritt er zu sehr aufs Gas bei der nächsten Düne: Der Bus macht einen fetten Jump runter! Ich seh das von außen, weil ich Simon immer filmen soll bei seinen Stunts und nun bleibt mir der Mund offen stehen. Unser armes Haus! Aber der Bus fährt und schnurrt wie bisher. Zurück geht’s glimpflich durch die Sandstrecken und wir wissen nun: Auf keinen Fall bremsen, das buddelt uns ein.

Als Nächstes brauchen wir Ruhe und die Waschmaschine auf dem Campingplatz. Aber es ist eine Wüstenwaschmaschine, eine spezielle, und die Wäsche kommt krümelig raus. Lieber Handwäsche! Sonnentrocknen geht schnell. So steh ich da am JAHRESTAG seit Reisebeginn und schufte das erste Mal einen riesigen Wäscheberg per Hand! Abends gibt’s leckere, große Tajine.

Wir wollen aber noch richtig Wüste. Mit 4x4.

Runtergehandelt von 170 auf 100 Euro - mit Franzosem dabei.

„I show you my desert!“ sagt unser marokkanischer Fahrer. Gleich zu Beginn durch die Sanddünen. Er rast durch. Wir müssen uns gut festhalten. Und dazu laute arabische Musik. „I love loud music!" Finni hält sich die Ohren zu. An Dromedarherden dürfen wir aussteigen und nehmen gleich den scharfen Duft von Rukola wahr. Wüstenrukola ist lecker und scharf! Es gibt sogar einen Wüstenrukolablüten-Imker hier. In der Oase Sacree essen wir Picknick. Unser Fahrer und der Franzose beginnen zu trinken. Na toll. Alkohol ist hier überhaupt ein Problem, haben wir schon öfter gehört. Unser Fahrer hat nun also verklärte Augen, bin gespannt wie es weitergeht. Er verliert mehr seine Hemmungen „Okay for your husband, that you sit next to me?“ als ich als Beifahrerin Platz nehme, aber der Mann bleibt im Rahmen. Das Fahrverhalten wird sogar schonender. Simon darf auch fahren. Die echten Dünen der Erg Chegaga sind heiß, so heiß dass wir uns lieber Tee eingießen lassen im Touristencamp, in dem eine Gruppe gerade mit Mantren meditiert. Schöne Stimmung, aber witzige Atmosphäre. Die Stille der Wüste wahrzunehmen wäre doch auch was Wunderbares! Wir haben tolle Eindrücke bekommen, tolle Aussichten in der Wüste, uns wurden Fossilien in Wüstensteinen gezeigt und wir haben die Kraft des 4x4 Fahrens gespürt. Am Ende vom Tag steigen wir um, auf Dromedare. Gaaanz anders, nämlich langsam. Erst in den Rhythmus kommen. Durch die Dünen hoch und runter, gut festhalten, es ist ein Erlebnis, aber lange halten wir es nicht aus. Dromedare sind keine Reittiere. Und ich komme mir doof vor auf einem durchs Dorf zu reiten, ich reiche Touristin vorbei an den arbeitenden Menschen auf dem Feld. Irgendwann laufen wir alle nebenher, unsere Hintern machen es nicht mehr mit.

Das Dorf ist das Letzte vor der Wüste, Einbahnstraße. Wir entschließen uns, von hier über Zagora die Teerstraße zu fahren und nicht mehr Offraod. Als wir aber doch an der Offroad-Abzweigung in Tagounite vorbei fahren, wollen wir doch nur mal schauen, wie die Piste beginnt: Wellblech… es rattert, wackelt, fällt aus den Regalen, rutscht raus, muss gut geschlossen sein, ist wieder wahnsinnig laut… wie damals in Russland und der Mongolei. Es riecht nach Zimt und Koriander, irgendein Gewürz ist ausgekippt. Und der Motor wird heiß! Simon checkt und stellt fest, der Motor sitzt schief, der Ventilator zum Runterkühlen kann sich nicht mehr richtig drehen. Er muss sich erst seine Drehung freischmelzen. Besser zurück. Und dann auf einer einfachen, guten Teerstraße durch einsame Gefilde am Rand der Wüste entlang, 500 km sind es bis Tafraoute. 

Das für heute. Macht euch nicht verrückt, macht es euch schön und bleibt gesund. Meditiert. Denkt an die Stille der Wüste. Aber Stille scheint sich ja auch in Europa auszubreiten. Achtet auf euch, innen und außen.

Freue mich über Kommentare, will schauen, ob Interessierte bis zum Ende lesen  ;-) Traut euch.

Kommentare: 10
  • #10

    von uns (Freitag, 17 April 2020 19:34)

    Liebe Kornelia, hey das ist ja ein Überraschung! Freut uns, dass ihr Lust habt mitzulesen und auf die Art mitreist :-) Alles Gute euch weiterhin!
    Herzliche Grüße von uns

  • #9

    von uns (Freitag, 17 April 2020 19:29)

    Liebe Jinny, freut mich immer total von dir zu lesen, auch euch weiterhin gutes Durchhalten, genug Abwechslung und Ideen auf den neuen Wegen!
    Herzliche Grüße nach Costa Rica

  • #8

    Kornelia (Mittwoch, 01 April 2020 17:19)

    Es ist immer interessant Eure Beiträge zu verfolgen. Seit wir Euch Sylvester 2018/2019 in Bayrisch Eisenstein kennen gelernt haben und neugierig Euer Womo begutachtet haben warten wir auf Eure Beiträge. Wir hoffen es geht Euch mindestens genauso gut wie uns,

  • #7

    Jinny (Mittwoch, 01 April 2020 05:26)

    Ok, ich trau mich! ;-)
    Schön von dir zu lesen und dass es euch trotz notgedrungener Pause gut geht.
    Ich sag nur: Pura vida! Passt gut auf euch auf.
    Liebe Grüße aus dem Land der Faultiere

  • #6

    von uns (Dienstag, 31 März 2020 20:39)

    Hallo lieber Rob Lindemann!
    Schön, von dir zu lesen!
    Du hast unsere Namen verwechselt, ist ja auch etwas verwirrend hier mit den Kommentaren und vor allem, weil du unsere Homepage auf deutsch liest oder übersetzt!
    Mit dem Entscheiden in dieser Corona-Zeit ist es nicht einfach. Die einen denken so, die anderen so. Wir sind nun in Marokko und allzu schnell kommen wir nicht einfach raus aus dem Land. Hoffentlich fahren die Fähren dann wieder. Momentan geht es uns wirklich gut. Wir wollten eh bis Mai in Marokko bleiben.
    Bleib gesund! Viel Glück! Hoffentlich kannst du bald wieder an den Atlantik fahren :-)
    Herzliche Grüße, Anne-Silja, Simon & die Jungs

  • #5

    von uns (Dienstag, 31 März 2020 20:31)

    Salam alaikum, Manu & Albrecht :-)
    Freut uns sehr von euch zu lesen! Ja, meine Güte, jetzt geht's los direkt in den Coronadschungel!! Wir wünschen euch sooo viel Glück fürs Gesundbleiben und Nerven bewahren, immer genug Kraft tanken zwischendurch. Wahnsinn, wie es sich so schnell entwickelt hat in dieser Zeit seit wir uns trafen "gerade noch" in Marrakesch. Ja, es ist so schade dass ihr eure Kinder & Enkel nicht umarmen könnt, hoffentlich nimmt der Spuk bald ein Ende.
    Herzliche Grüße aus Tafraoute,
    Anne-Silja, Simon & Jungs

  • #4

    Rob Lindeman (Dienstag, 31 März 2020 20:25)

    Hey Manu und Albrecht und kindern. Ich habe die letze tage an ihr gedacht. Wie es ist und wo sie sind. Nicht zuruck aber durch gefahren in Marokko. Ich habe viel bewunderung fur ihnen. So weit weg mit die kinder und die welt im crisis. Aber ja, sie kunnen es gut relativieren. Man kunnte nichts andern davon. Sie sind in einem schones land sehe ich. Und sie machenviel spaB und abenteuer. Geniess davon. Bleiben sie auch gesund en geh durch mit das abenteuer. Geniet fur uns auch und las uns wissen was sie allen dar machen. Dan konnen wir auch geniessen. Und alles sol wieder recht kommen. Grussen aus Holland. Und einem 'hug' fur die kindern. Sie haben es gut bei ihnen.
    Ich hoffen das meinen Deutsch zu verstanden ist :-)

  • #3

    Manu und Albrecht (Freitag, 27 März 2020 10:18)

    Heiho, ihr vier! Liebe Grüße aus D. Sind gut zu Hause angekommen, aber es ist schon auch ein wenig traurig: wir können nicht mal unsere Kinder und Enkel in die Arme schließen! Nach einem halben Jahr... Aber der Moment wird kommen, Insh Allah. Nächste Woche muss ich wieder in die Klinik, da ist echt was geboten.
    Ich bin froh, dass es euch so gut geht in Marokko! Grüßt die Kinder ganz lieb und bleibt gesund,
    Manu und Albrecht, eure Nachbarn vom Relais :-)

  • #2

    von uns (Montag, 23 März 2020 16:12)

    Liebe Tina! Angeln ging bis vor der Wüste und ja, es war spannend oben durch den Anti-Atlas zu kurven, mit diesem heruntergesackten Motor und stinkendem, feststeckendem Ventilator, der sich seinen Weg freischmolz. Nun sitzt der Motor wieder, in Tafraoute haben wir ja nun Zeit den Umständen auszuharren! Ganz lieben Dank für deinen Kommentar, freut mich total - wenn dann kommt Antwort zum Kommentaraufruf sicher von dir, liebe enthusiastische Mutmachsupertina :-)

  • #1

    TINA (Mittwoch, 18 März 2020 21:46)

    Oh mein Gott! Die Spinne!!! Ich hab schallend gelacht vor Entsetzen... und ich hätte, genau wie du, kein Auge mehr zu getan. Aber die hauen ja wieder ab... :D Schön zu lesen, dass es euch so gut geht! Noah kann nun aber nicht mehr angeln, nicht?! Und wie geht es dem Bus? Ist es nicht so schlimm, wenn sich der Ventilator verhakt? Obwohl Simon da ja der Improvisationsprofi ist! Als ich es gelesen habe dachte ich schon:" Nun ist es vorerst aus." 500 km... ich mag es kaum fragen, aber was passiert, wenn man echt eine Panne hat, die nicht selbst zu bewältigen ist? KS (Kamelstärke) besorgen und ziehen? Ganz liebe Grüße!!! Tina �

M`hamid / Beginn der Sahara - Marokko. Sonntag, 8. März 2020

 

Tatsächlich bleiben wir eine ganze Woche auf dem super Campingplatz Le Relais in Marrakesch.

Eine Mauer umzäunt das Gelände, zig Reisemobile sind hier. Es gibt gemütliche Sitzecken, einen kalten Pool, orientalische Stimmung, tolle Duschen, Pfauen und Hühner, vor allem liebe Nachbarn – viele Deutsche, auch Kinder. Schwer, davon los zu kommen! Außerhalb der Mauer ist der trockene Boden, Müll flattert, die Heimat wilder Hunde, zerfallene Lehmhütten …

In Marrakesch lernen wir die Souks kennen, essen erstmals in einer Garküche, sehen Schlangen, Affen, Leguane auf dem großen, bekannten Marktplatz und sind voll mit Sinneseindrücken.

Es wird Zeit, richtig Marokko kennen zu lernen.

Erst fahren wir südlich aus der Stadt, zu SOS Animaux, einer Auffangstation für misshandelte und kranke Tiere. Wir sind total beeindruckt. Über diese wertvolle, wichtige Arbeit einer deutschen Familie berichte ich bald.

Zurück wieder in Marrakesch verfahren wir uns in den engen Gassen der Medina – wir haben die richtige Abzweigung verpasst! Irgendwie dadurch. Und sind dann erleichtert, den Stadtmief, Abgasgestank hinter uns zu lassen.

Auf unserem Übernachtungsplatz auf einem Hügel klopft Abdul an unsere Tür, er gibt uns seine Nummer, falls was ist, dann sollen wir ihn anrufen.

Dann fahren wir durch den Atlas, die Pisten werden spannender, die Jungs mögen das. Zu Mittag gibts Tajine und Fleischspießchen…

Vor der Wüste soll Angeln nochmal sein, also hoffen wir in dieser trockenen Gegend auf Wasser im See bei Quarzazate. Die Flussläufe sind ausgetrocknet, es gibt kaum grün, aber der See hat Wasser. Abends machen wir ein Lagerfeuer, wie die anderen marokkanischen Familien um uns auch. Neben uns tanzen Afrikaner zu Musik. Die Frauen auf der anderen Seite bringen uns Gläser mit Gewürzkaffee und Kuchen und Brot. Leckerer Kaffee! Wir sind begeistert. Als Dank geben wir eine Gummibärchentüte, ist es doch ein besonderer Moment für uns, ein erstes Mal marokkanische Gastfreundlichkeit zu erfahren.

Am nächsten Morgen staunen wir: Ein grüner deutscher Bus kommt in die Nähe gefahren, irgendwie kommt er mir bekannt vor, zuerst erkennen wir uns nicht sofort… ist doch schon 5 Monate her ;-) Da standen wir gemeinsam an der wilden Nordküste Schottlands! Wir wussten nicht, dass wir in Marokko gleichzeitig unterwegs sind, die Freude über diesen Zufall, dass wir uns diese eine Nacht beide für diesen See entschieden haben, ist groß! Leider ist Lagerfeuer wegen Wind nicht möglich, aber gemeinsam essen und selfmade Couscous mit marokkanischen Gewürzen und anderen Leckereien ist auch wunderbar!

Noah hatte einen Karpfen gefangen, aber der Schwarzbarsch am nächsten Tag übertrumpft den Geschmack. Neben Fischglück gabs auch wieder Schildkröten an der Leine.

Wir fahren weiter durchs Gebirge und nächtigen in den Dattelpalmen im Draa Tal. Hier gibt’s jede Menge Babywasserschildkröten und sehr laute Frösche. Ein Dorfbewohner schenkt uns Rüben aus seinem alten Zementsack und wir geben Oliven zurück. Er fragt auch nach Kleidung, hätte ich meine aufgehoben und nicht in Spanien in den Altkleidercontainer geworfen! Die Landschaft mit flachem Flusslauf und Palmen ist idyllisch.

Wir wollen weiter Richtung Wüste. Lassen schnell die Stadt Zagora hinter uns und kehren auf einem Sanddünencamp eines Franzosen ein. Hier in M´Hamid beginnt die Sahara.

Und es ist Wind, unangenehm, stark für die Jahreszeit.

Alles ist mit einer Sandschicht überzogen. Die Schiebeschienen am Bus knarzen, unser Essen im Mund knirscht vom Sand, der Busboden sieht nach einem halben Tag aus wie eine Sandkiste.

Hier sind nun die Tuareg um uns, Dromedare, weiße Sanddünen beginnen sich in die Landschaft einzubetten. Es ist trocken und sonnig.

Und Datteln, die Süßigkeit der Wüste, schmecken hier plötzlich uns allen! Unser Fahrtenfutter.

Über die Wüste nächstes Mal.

In Marokko fahren...

Marrakesch - Marokko. Sonntag, 23. Februar 2020

 

Wir sind übers Wasser! Über die Straße von Gibraltar.

Am Tag vor der Überfahrt...

Simon will unbedingt noch in Carrefour Großeinkauf machen. Bei sowas wird er dann zur Shopping-Queen. Wenn er uns auch noch ansteckt und wir fast so viel Geld wie fürs Fährticket ausgeben, wirds peinlich… wir werden nicht verhungern, nur weil wir nach außerhalb Europa übersetzen. Auf dem Stellplatz in Algeciras, der Fährablege-Stadt, staunen wir wie viele dutzende Camper sich neben uns eingefunden haben – und … beobachten (erleichtert), dass wir nicht die Einzigen sind: Die anderen kommen mit zwei Einkaufswägen pro Camper zurück vom Carrefour, alles voll Wasser, Säfte, Käse,…

„Fährst du nach Marokko, dann geh zu Carlos.“ Er ist in aller Munde. Er hat den Ruf der Günstigste zu sein.

Von Tarifa überzusetzen ist uns sympathischer als Algeciras, weil kleinerer Hafen, schnellere Überfahrt, obwohl das Tarifa-Tanger-Schnellboot diese schwarze Wolke hinterlässt… es tun die Großen auch gewissermaßen. Auf jeden Fall kommen wir in Tarifa nicht unter 300 Euro (hin und zurück open) an Bord.

Also zu Carlos. Das Angebot seiner Leute: 250 Euro (180 Camper mitsamt Erwachsene, 70 die Kids, ebenfalls open). Ich halte inne, habe von anderen Familien von günstigeren Preisen bei ihm gehört, aber wir entscheiden uns doch schnell fürs Barzahlen. Kurz später fällt mir ein, ich hatte ja die App von FRS runtergeladen und darauf bisher nur Tarifa gecheckt…von Algeciras nach Tanger Med hätte es uns 215 gekostet. Also hätten wir per App-Buchung 35 Euro gespart. Dafür haben wir bei Carlos eine Flasche Wein und Kekse bekommen, vorgefertigte Tüten, die im Einkaufswagen im Büro auf die Ticketkäufer warten und freundlich, persönlich wirken. Wir bekommen noch ausdrücklich den Hinweis zu lesen, im Hafen von Algeciras niemandem Geld zu zahlen, der von uns Geld haben will, dort fallen keine Gebühren an.

Klappt das heute noch?

Guuuut. Am nächsten Morgen sollen wir eine Stunde vor Abfahrt im Hafen sein, alles bestens, sind wir, um 10.30 Uhr. Beobachten Militärfahrzeuge mit der Tarnfarbe „Wüste“ und bestaunen ein marokkanisches Auto, das im Kreisel nicht erkennt wohin es fahren soll: „Der kennt keine normalen Buchstaben!“.

Im ersten Kontrollhäuschen heißt es für uns: „Euer Schiff fährt nicht!“ Das nächste geht erst um 17.30 Uhr. Carlos ist auch hier bekannt und wird angerufen. Tatsächlich ist 10 Minuten später jemand da zum Ticketwechsel. Wirklich klasse. Dann möchte die Dame des Reisebüros 20 Euro Draufschlag haben. Hatte ihr Kollege uns nicht hingewiesen, wir sollen keine extra Gebühren zahlen? Es ist eh schon viel, was wir zahlen. Sie merkt unser Innehalten “Okay okay, only ten!“ (Vielleicht wirkt hier nun das Persönliche, vielleicht hätten wir den Ticketwechsel auch alleine hingekriegt, wer weiß.)

Wir werden sogleich fürs nächste Schiff hergewunken. Fahren durch die Kontrolle, hin zum Schiff, werden kurz vorher gestoppt „You are too high, you have to turn!“ Wir sind zu hoch und passen nicht mehr drauf, müssen vor allen anderen Wartenden umkehren und irgendwohin entgegen den Ansturm von Fahrzeugen, die auf das Schiff wollen. Rückweg! Ans Ende der Anstehenden. Das nächste Schiff geht um eins. Aus eins wird zwei. Und aus zwei wird drei, als wir die spanische Küste verlassen.

Immerhin. Geschafft! Wir erwischen zufällig einen gemütlichen, ruhigen Raum, von dem anscheinend nicht viele Passagiere wissen. So lässt sich die Fahrt gut überstehen. Trotz Schaukeln im Wind. Papiere ausfüllen, Einreise, Corona-Kontrolle und so, kein Problem. Lang dauerts nicht: Gegen halb fünf legen wir an.

Auf einem anderen Kontinent. AFRIKA!

Hohe Mauern und Zäune, da kommt kein Flüchtling durch. Dahinter Marokko, die andere Welt. Offene Küchen und Imbisse an der Straße, die Shops erinnern uns an Indien, dann auf die Autobahn, weg von Tanger. Heute noch nicht zuviel Marokko, wir wollen es sanft angehen lassen und suchen einen Campingplatz raus. In Asilah. Dort werden wir freundlich empfangen. Der Platz ist voll mit Ausländern,  besonders Franzosen, wir tanken Strom und fühlen uns dort zwei Tage wohl.

Auf der Straße tragen die Frauen Kopftücher und die Männer marokkanische lange Wollmäntel, das sieht in der Abendstimmung etwas aus wie Bademäntel. Der Muezzin gehört nun dazu.

Vor 4 Monaten sind wir über den Ärmelkanal nach Frankreich gekommen, das war schon anders als England. Nun von Spanien nach Marokko. Wir sind gespannt.

Finn freut sich auf das Schwimmbad und den Markt in Marrakesch und Noah ist sowieso happy über das Spannende in Marokko, das was anders ist.

Simon hat natürlich mega gegrinst, als wir dann „richtig“ in Marokko waren.

Es ist anders. Und braucht Gewöhnung!

Im Restaurant kommen Verkäufer, um eine Taschentuchpackung oder Nüsse oder Kekse zu verkaufen, 10 Katzen sitzen auf dem Boden und wollen was vom Fisch abkriegen. Wir beobachten, dass das Restessen, das Gäste hinterlassen, schnell in der Hand eines Mannes von der Straße mitgenommen wird. Unsere Nasen nehmen auf den Straßen wieder Gerüche wahr, bisserl wie in Indien.

Die Erde hinter Tanger wurde bald rot und die Sonne knallt immer mehr. Es gibt unzählige Bananenbaumplantagen unter Plastik. Auf der Autobahn queren Menschen die Straße, nicht ständig, eigentlich kann man gut fahren, aber das und spannend beladene Fahrzeuge zu überholen ist für mich als Fahrerin aufregender als das einzuschätzende Straßengeschehen in Westeuropa. An der Maut wird Simon (nicht französisch sprechend) erklärt „Quinze… is ten and five“. Ersteindrücke.