Familien Reise Abenteuer


Türkei 2022

Für alle Nachleser:

Wie immer startet die Chronologie ganz unten, also runterscrollen was das Zeug hält!

 

 

Sonntag, 30. Oktober 2022 - Isfahan, Iran

Ich schaue den im Raum unruhig hin- und herlaufenden Militärstiefeln hinterher. Die Knarre sitzt locker in der Hosentasche. Simon und ich auf Stühlen an der Wand.

„Jeder von Ihnen reportiert jetzt seine Sicht der Dinge und danach wird abgeglichen.“

„No problem.“

„You don’t need to be afraid. Its just necessary and we will help you.“

 

In der kargen Landschaft zwischen Engstellen hindurch kamen wir in einen Checkpoint. Beim Kontrollieren unserer Pässe stockte der Soldat. Vorher gab er den Jungs einen Schokoriegel. Er ist freundlich, seitdem wir ihn trafen. Telefonierte erst lang, wir warteten und wussten nichts, nach zwei Stunden verschwand er im Auto mit unseren Pässen „four minutes, I´ll be back“ und kam nach einer Stunde wieder mit der Polizei. Wir sollen folgen.

Hoch in die Berge, eine steile Straße. Es ist unheimlich dem Militär zu folgen ins Nichts in die Berge. Wir passieren ein kleines Bergdorf. Und weiter, was da wohl kommt? Hoch oben in den kargen Bergen? Wir folgen dem Auto, unseren Pässen…wer weiß wohin. Dann sehen wir ein großes Areal umzäunt mit Stacheldrahtrollen, patroullierende Soldaten. Wir folgen hinein.

 

Und jetzt sitzen wir hier. Die Jungs wollten erst im Bus bleiben, dann holte sie doch jemand raus, ohne anzuklopfen öffnete er die Tür, während wir im Gebäude waren, und holte die Jungs nach. Erst warteten wir im Aufenthaltsraum mit Fernseher, die Jungs fanden einen Kindersender und wir saßen und warteten eine Stunde. Uns wurden Brote geschmiert mit Tomate, Käse und Petersilie, und Chai angeboten. Also echt nett, außer dass wir hier „gefangen“ sind und sie unser Zeug erledigen, geht’s uns ganz gut. Eine nervige Angelegenheit, mit der wir so nicht gerechnet hatten. Eigentlich sind wir an der türkisch-iranischen Grenze verabredet mit unserem Helfer, der wartet nun. Wir haben uns selbst reingeritten in die Situation, nur einen anderen Umgang damit erwartet, eben weniger dramatisch. Geschichten anderer Reisender klangen einfacher. Aber wir lernen: Überall wird dasselbe Thema anders gehandelt.

 

Fakt: Statt Ausreise aus der Türkei, wird es nun dunkel und wir hocken auf dem Berg im Militärgelände umzäunt von Stacheldraht, unsere Pässe in fremden Händen.

Das Problem: Unsere Aufenthaltsüberschreitung in der Türkei ist länger als 10 Tage. (Von uns nicht geplant, aber dann gemacht wegen Infekt und Weiterreiseorga und uns informiert, wie wir damit „sinnvoll“ umgehen)

 

Was wir von anderen Reisenden hörten: Das wird an der Grenze geklärt, Strafe zahlen, fertig.

 

Jetzt begründen wir. Zwei Berichte, Städtenamen der Reihe nach,… alles dauert extrem lange. Die Jungs sind völlig genervt vom Warten, auch ich werde unruhig. Schnell haben wir raus, dass „türkische five minutes“ eben nicht „deutsche five minutes“ sind. Dann noch hier ein Foto von uns, da Blätter unterschreiben und da und da, ständig von Soldaten umgeben, die zwar alle nett sind, aber ist einengend, unfrei. Die Jungs dürfen schließlich doch zum Fidibus, ich komme kurz mit, sofort folgt mir ein Soldat, klopft an die Tür, will dass ich wieder zurückkomme, ich sage „Gleich“, er klopft wieder, zeigt mir seinen Übersetzer, der schreibt „In Zukunft wirst du Eis essen“. Bei diesen komischen Übersetzungen muss auch ich wieder lachen. Aber sonst hab ich keinen Bock mehr. Zum Glück hat Simon noch Kraft und rettet die Lage.

 

Abends sollen wir wieder folgen. Jetzt den Soldaten in Zivil. Es hat noch kein Ende. Eine Stunde Fahrt in die entgegengesetzte Richtung als Grenze. Viel Militär auf den Straßen, Panzer, Polizei.

 

1.Ankunft am Megapolizeigebäude. Die Jungs sind eingeschlafen, wir müssen sie wieder wecken. Sie müssen mitkommen, der eine Soldat ist immer noch nett, lieb und zeigt Mitgefühl. Aber es ist Zwang. Die Kinder müssen auch Fingerabdrücke geben, unsere Finger werden auf das Feld gepresst, jeder einzeln. Ob wir wollen oder nicht. Dann Fotos. Finni will nicht mehr, meine Nerven sind auch am Ende. Wir ziehen Grimassen. Hätten wir bestimmt nicht gemacht, hätten wir nicht gespürt, dass die Situation es erlaubt. Aber macht uns lockerer. Der liebe Soldat verspricht Finni 1,2,3 Süßigkeiten, weil er so gut mitmacht. Ist ja nicht meine Auffassung, Kinder zu überreden, belohnen, locken,... auch wenn er es gut meint. In dieser Situation doch das einfachste tun, um wieder raus zu kommen.

 

2.Ins Krankenhaus. Es ist Pflicht, nachdem wir mit Militär und Polizei zusammen waren, dem Arzt im Krankenhaus zu sagen, dass wir körperlich unversehrt sind. Für diese Aussage, die der Doktor eine halbe Stunde lang auf Zettel schreibt, müssen die vielen Patienten vor der Tür warten, denn wir wurden vorgelassen mit den Soldaten dabei. Der liebe Soldat kauft Finni seine 3 Süßigkeiten am Klinikkiosk, und Nowi gleich mit.

 

3.Ins Immigration Office. Mittlerweile eine dicke Mappe für unseren Fall angelegt, durchs ganze hohe dunkle Gebäude durch zu dem Zimmer, wo wegen uns Überstunden gemacht werden. Dauert auch wieder alles lange. Einträge, Formulare, Unterschriften. Wir kriegen einen Strafpreis genannt, der an der Grenze zu zahlen ist. Tatsächlich kriegen wir hier unsere Pässe das erste Mal wieder in die Hand und sind „frei“. Wie wir rauskommen, wird sich morgen zeigen.

Den Rest der Nacht verbringen wir auf dem örtlichen Krankenhausparkplatz.

 

Nachdem wir raus aus den Fängen sind, nach dem komplizierten Procedere können wir aber sagen, dass wir stets respektvoll und lieb behandelt wurden, eine umsorgende Art und Weise, Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft (sie wollen ja, dass wir da gut rauskommen…) ist uns neu von Polizei und Militär.

 

Der nächste Versuch. Der nächste Tag.

Am Checkpoint von gestern ist heute kein Checkpoint.

 

An der türkischen Grenze will der Grenzbeamte unsere Zettel von gestern gar nicht sehen, weist barsch zurück und fragt immer wieder, ob wir keine andere Aufenthaltserlaubnis haben. Irgendwann lässt er sich doch auf meine Begründung per Übersetzer ein und schaut auf die erklärenden Zettel. Wir werden ins spezielle Büro geschickt. Natürlich: Lange Warten. Drei Stunden. Ob es hilft, dass wir das Procedere gestern hatten, wissen wir nicht. Auf jeden Fall müssen wir nochmal einen Haufen Zettel unterschreiben und uns wird ein günstigerer Strafpreis genannt. Wir könnten ihn auch erst bei der erneuten Einreise zahlen. Sonstige Bedingungen sind auch anders als gestern genannt. Uns ist das egal, Hauptsache wir kommen aus dem Land raus! Als wir dann endlich das Okay haben, kriegt Simon nochmal dieselben Probleme bei der Ausreise unseres Fahrzeuges. Keiner kennt sich damit aus, es dauert: Ewig! Jetzt kann Simon nicht mehr, aber mir geht’s wieder besser. Für 58 Dollar ist auch unser Fidbus raus da. Wie gut, dass wir uns ausgleichen mit unseren Zuständen!

 

Mittlerweile ist es wieder Abend. Jetzt müssen wir uns trennen, um auf die iranische Seite zu kommen… Simon im Fahrzeug, die Jungs und ich, mit Ganzkörperkleid und Kopftuch, durch den dunklen Gang mit hockenden Männern und Tüten voll Waren, Windeln, Süßes, für den Import, dazwischen Pappmüll…

 

 

Update: Seitdem wir im Iran sind, läuft nix mit Internet zuverlässig.

Polarsteps (FamilienReiseAbenteuer - 12 Füße auf 6 Reifen) trackt uns, da kann man ziemlich live mitreisen. 


Sonntag, 23. Oktober 2022 - Nähe Vansee, Osttürkei

Die Maus und der Bär.

 

800 km an zwei Tagen. Besondere Leistung für uns, grins - nachdem wir im gesamten letzten Monat nur 600 km auf dem Tacho mehr hatten.

Eine Holperfahrt im Dunkeln. Auf die 2000 Meter hoch. Im Sturm. Dann in den Nemrut Krater runter.

Endlich sind wir da. Unser gewählter Ort für die letzten Vorbereitungen vorm Länderwechsel.

 

Wären die Maus und der Bär nicht.

Die unseren Plan über den Haufen werfen.

 

Wir stehen im Krater des Nemrut am See, im Regensturm. Neben uns die einfache Teehütte eines Einsiedlers, abgedeckt mit Planen. Er lädt uns ein, im Windschatten Schutz vor dem Sturm zu suchen.

 

Am nächsten Morgen greife ich in unsere Obstkiste. Was sind das für eindeutige Spuren! Kleine, tiefe Löcher in den Birnen und Tomaten. Ich suche weiter. Finde: Ein ausgehöhltes Brötchen, die Plastiktüte durchgenagt. In der Brottüte Mäuseköddel. Genau jetzt. Timing, wo man nicht noch was zu tun haben will. Alle Lebensmittel in Sicherheit bringen, bei unseren selbstgebastelten Schränken haben die kleinen Tiere leichtes Spiel. Und die Hinterlassenschaften entfernen!

 

Gegen Abend Bärenalarm! Die Bären kommen zu unserem Nachbarn, es besteht eine jahrelange Bären-Einsiedler-Freundschaft. Bei ihm bekommen sie Kleinigkeiten zu futtern. Bloß keinen Honig, der macht aggressiv, erzählt er.

Als wir die Bären unerwartet plötzlich neben uns nach der Dämmerung stehen sehen, sind wir erschrocken. So nah war uns ein Bär noch nie! Dann geht das Bärentheater los, die Jungs und der Einsiedler füttern, locken an, machen Fotos, und haben abgefahrene Filmideen, ich flüchte mich derweil in die regendurchtränkte einfache Hütte, der Bär kommt mir nah, nur wenige Meter und wirkt echt groß. Totale Aufregung. Wir haben vergessen, unsere Mülltüte reinzuholen, natürlich haben die Bären sie auch in der Höhe am Fahrradhalter hinten entdeckt. Müslireste, die Tomaten, die die Maus schon angefangen hat zu futtern, Hähnchenknochen, die finden alles, das liegt jetzt auf dem Boden verstreut. Also haben wir jetzt die Wahl: Müll raus – die Bären zerrupfen die Tüte, Müll rein – die Mäuse zerrupfen sie.

Wenn wir „Bär“ hören, kommt sofort die Verbindung zur Angst. Es ist ein wildes Tier und dem ist mit Achtung, Respekt, gesundem Abstand und Vorsicht zu begegnen. Diese Nähe und das reine Beobachten des Tieres lehren uns, ihn anders wahrzunehmen, als nur Angst zu haben. Er hört auf den Einsiedler, kommt nicht zu nah. Ich begegne dem Bären panischer, als ich sein möchte. Noah ist ganz mutig und Finn auch ziemlich. Beide sind total aufgeregt und voller Freude. Was für ein besonderes Erlebnis! Kennt jemand "Tippi aus Afrika"? Ein französisches Mädchen, aufgewachsen mit ihren Eltern unter wilden Tieren in Afrika, eine wertvolle Anschauung recht natürlich den Wildtieren zu begegnen. Was sind wir von unseren festgefahrenen Bildern geleitet und nehmen dadurch einseitig und mit weniger Offenheit wahr. Das hat der Bär nicht verdient.

(Wir haben übrigens nettere Bärenvideos als -fotos, Noah war der super Bärenfilmer, aber ich habs nicht so mit Videos rein hier oder bei instagram)

 

Es ist viel zu spannend und ablenkend, um weiterzufahren! Sie halten uns auf, die Maus und der Bär. Achja, und das Klo auch immer noch ein bisschen.

Nach der Bärenbegegnung kommt unten am Vansee die Sonne raus und es ist wunderschön.

Trotz Maus und Bär, wir wollen weiter, es kann losgehen - wir sind bereit für neue Ländererfahrungen.

Und nochmal: ... Kappadokien... Tadaaa, weil wirs einfach nicht lassen können und unendlich viele schöne Momente erleben...


Sonntag, 16. Oktober 2022 - Kappadokien, Türkei

Ich fühle mich wie ein aufgezogenes Aufziehauto.

Voll geladen, unter Spannung, unter Drang endlich die Räder rollen zu lassen.

Aber es geht noch nicht.

Wir warten. Auf Post.

 

Trallalalala. Am Besten wir sitzen die Zeit in Kappadokien ab. Die Landschaft hat was Zauberhaftes, auch die Ballons, allerdings das morgendliche Wecken nervt jetzt. Sie blasen und feuern direkt neben uns und eines Morgens liegt sogar unser Fidibus halb verdeckt von einem Ballon. Bevor er befeuert wird, sollen wir bitte wegfahren. Ja, machen wir, morgens um halb sechs.

 

Es ist frisch geworden, herbstig war Ankara, europanah. Auch hier in Kappadokien, obwohl es tagsüber mit Sonne warm ist. Im Geiste stelle ich mich auf Wärme ein, denn wir haben ja vor bald in Indien zu sein, da fragt Simon, ob wir nicht mal den Ofen anfeuern können. Ob wir wirklich bald in Indien sind? In unserer Dauerstagnation von erst Kranksein, dann Organisieren und jetzt wieder warten ist es in die Ferne gerutscht. 

 

20 Jahre hatten wir Senkwehen. Unser Wunsch seit 20 Jahren, Overland Indien-Europa. Zweimal der Versuch, hat nicht geklappt (einmal hatte Simon den Motorradunfall, dann schafften wir es zeitlich nicht durch Chinas Overland-Durchreise-Bürokratie). Jetzt, in diesem Jahr bahnt sich die Geburt an. Und wir würden gerne auf natürlichem Wege gebären. Overland.

 

Passt dieses Mal zeitig, vor 20 Jahren lernten wir uns in Indien kennen, vor 9 Jahren wurde Finni dort geboren, eine Geburt zurück an unsere „Geburtsorte“. Haha, man kommt ja auf allerhand witzige Wortspielereien, wenn man so wartet.

Wir möchten den Kreis schließen! Den lang gehegten Traum.

Ob wir es schaffen?

Auf dem Weg sind wir, auch wenn man noch nichts sieht.

 

Einen Monat lang dauerte die „Eröffnungsphase“. Einen ganzen Monat! Langatmig, zäh, trotzdem dran bleibend, schaffend, nicht aufgebend. Kontakt zum „Baby“ (dem Ziel) behaltend und atmend. Wir verließen das Ziel nicht aus den Augen, gingen mit dem Unbekannten, was auf uns zukam, um, kamen Stück für Stück vorwärts. Ließen uns nicht entmutigen von Rückschlägen, die andere uns mitteilten: „Nicht möglich“. Ziel vor den Augen - Visabeschaffung, Reparaturen etc in Ankara.

Nun ist es soweit, der Muttermund ist vollständig geöffnet, 10 cm, die Eröffnungsphase vorbei. Die Übergangsphase ist gestartet, bevor es in die Austreibung gehen kann. Die Übergangsphase ist jetzt durch die Türkei bis wir in den Iran einreisen.

Vermutlich ziehen wir uns während der Austreibung mehr zurück, mit fortschreitender Geburt ein ganz physiologischer Prozess, die Innenkehr, zunehmender Rückzug -  wir gehen erst wieder gewohnt nach außen, wenn das Baby da ist. So eine Geburt, wie sie sein kann bei Erstgebärenden, etwas lang.

Natürlich kam ich nicht drum herum diesen von mir geliebten Prozess so zu beschreiben, wenn ich schon gerade keine Geburtsberichte verfasse (wehmütig).

Es ist jetzt schon so, dass wir mehr auf uns konzentriert sind, in alle Vorbereitungen für die vielen Kilometer vertieft, die wir zügig durchfahren. Laut werden wir dann zur Geburt!

 

Drückt uns bis dahin die Daumen, zwischendrin melden wir uns so gut es geht, wir sind gespannt.

Wie ein gespannter Flitzebogen.

 

Achso ja Kappadokien, schon fast vergessen ;-) - wer, wie wir, nicht genug davon kriegen kann, der Versuch einiger Bilder, wir haben gerade sauschlechte Internetverbindung...

Vor den Wimmelwummelballons und der Felsenkulisse ist Kappadokien Ort für Fotosessions...


Sonntag, 2. Oktober 2022 - Asartepe Baraji, Türkei

Hier in der Türkei sind in den Städten Läden derselben Art gleich nebeneinander zu finden, Stadtviertelweise.

Harpunierladen neben Harpunierladen. Schlosserviertel. Druckerviertel. Schickimickiviertel.

Wir sind heute im Schrauberviertel. Mechaniker.

 

Ein Laster mit der Ladefläche voll Schrott kommt, hält vor den Firmen, die sich aneinander reihen. Alles kleine Werkstätten. Die Arbeiter gehen hin, nehmen sich was sie brauchen und packen auf die Ladefläche, was sie nicht mehr brauchen. So läuft das hier. Austausch. Wiederverwertung.

 

Ich liebe ja dieses Wort. Wert.

Gib den Dingen einen Wert. Gib den Menschen einen Wert. Allem.

Eine Wertschätzer Kultur – oh wie wohlig!

Wir wertschätzen viiiiel zu wenig, wir kritisieren viel zu viel. Alles. Happenings, andere, uns selbst. Oder nicht?

Wir sind es eher gewohnt zu be-werten, als zu wert-schätzen (kulturelle Prägung).

 

Für unseren Fall, wertschätzen wir diese Art der Wertstattarbeit. Unser lieber, süßer, gealteter Fidibus braucht nicht mehr die noblen, neuen Ersatzteile, sondern begnügt sich mit bereits gebrauchten, immerhin sehen auch diese Teile nachher aus wie neu, wie ihr seht.

 

Wieviel Reise wir noch mit unserem Fidibus machen wollen?, fragt ein Mechaniker. 20.000 km in etwa. Ja, dann passt das, dann brauchen wir nicht alles auszutauschen, sondern leben mit gewissen Alterserscheinungen. Die kommende Reise schaffen wir auch mit unserer älteren, erfahrenen Dame (ich finde ja Fidibus ist weiblich, aber das finde nur ich).

 

Eine weitere Woche Stadt. Ruhe vor dem Sturm.

Ruhe nicht wirklich. Eher Ortsstagnation. Wir werkeln fleißig. Jeden Tag. Bereiten vor. Organisieren. Am Fidibus sind Baustellen, die dringend Hilfe benötigen, am Fahrzeug, im Wohnraum. Die Visabeantragung ist zäh und zieht sich.

Besorgungen, Zahnarzt, all sowas, dafür ist hier der richtige Ort.

 

Das alles und das Sein in der Stadt fordern. Die Jungs sind zunehmend unausgeglichen und wollen raus, aufs Land. Und unsere Köpfe sind voll, mit dem, an was wir denken müssen, machen, tun. Aber endlich ist ein Ende in Sicht.

Die Visa für den Iran dauerten, weil keine Internetverbindung in das Land bestand und weil es iranische Feiertage gab.

 

Fürs Wochenende fuhren wir 50 km raus aus der City. Dann geht’s wieder rein, Reste erledigen und weiter geht’s.

Aber unsere Toilette machte uns erstmal zu schaffen und das war dringend zu beheben. Bilder werden erspart. Es hat in letzter Zeit so gerochen, ich dachte der Hund wärs, aber nein, das Klo (Schieber) war nicht dicht. Ewige Sauerei. Fehlt uns noch. Kommt immer passend. Ein Tag lang Kloarbeit! Dafür fahren wir richtig sauber weiter, auch gut, hat ja alles seine guten Seiten, hab sogar beim Putzen ein altes Mäusenest und eine Erinnerung vom Birdwatching in Schottland gefunden :-)

 

Unser Fixxer fragt schon nach, wann wir kommen. Sind noch 1400 km bis zur Grenze! Fixxer klingt komisch, so nennt man aber die Helfer, die für uns an der iranischen Grenze den Übertritt regeln. Sie kennen sich aus und das erleichtert uns enorm und verkürzt die Zeit, die wir an der Grenze brauchen. Wir sind gespannt.


Sonntag, 25. September 2022 - Ankara, Türkei

 

Nach Kappadokien fahren wir tatsächlich nochmal in die entgegengesetzte Richtung, in die wir eigentlich wollen. Einige hundert Kilometer extra nach Ankara, die türkische Hauptstadt.

In Ankara bekommen wir, was wir brauchen. Wir wollen (fast) alles in der Tasche haben, wenn wir Richtung Osten starten. Wir wollen nicht unterwegs viel erledigen müssen, denn unser Ziel ist Indien, ohne viel Bleiben hier und da zwischendrin. Nicht stressig, aber zügig.

 

Wir wollen nicht in Islamabad, Pakistan auf ein Visum warten und nicht wissen, wie lange wir Visumzeit in Indien kriegen. Wir wollen Klarheit, jetzt. Es bleibt schon noch genug offen und spannend auf dem Weg. Außer das Pakistanvisum, das online zu organisieren geht, wollen wir also alles dabei haben, wenn wir Ankara verlassen.

Unser Infekt und die Folgeschwäche sind vorbei, das haben wir in Kappadokien abgelegt und ist wieder ein echt gutes Gefühl. Die Stadt verlangt uns einiges ab. Dafür werden wir überrascht, wir angenehm es hier ist, gut organisiert, modern und dass wir einen praktischen, ruhigen Stellplatz mitten im Stadtpark finden. Tingeln zwischen Shopping Mall und Autoscooter darf dann auch mal sein.

 

Der Aufenthalt zieht sich, und natürlich wollen wir am Liebsten Zeit außerhalb Städten verbringen und dies ist die doofe Seite des Reisens. All die Organisation im Unbekannten von Unbekanntem.

Und Warterei. Im „So-Naja-Setting“ (gibt Schlimmeres). Ab und an kommen andere Reisende vorbei, auch unsere befreundete belgische Familie, die wir noch aus dem Lockdown in Marokko kennen, die auch nach Indien wollen. Mit jungen Türken können wir gut auf Englisch kommunizieren, gerne hocken sie sich hin und fragen zum Reisen.

 

Am ersten Stadttag klapperten wir alle Botschaften ab. Raus kam, bei zwei Ländern geht es mit den Visum online weiter.

Wir sind primär wegen der indischen Botschaft hier. Uns wird gesagt, wir sollen auch hier E-Visa machen und es gibt nur 3 Monate, mehr nicht. Aber das geht nicht, sagen wir, wir reisen speziell, anders, wir brauchen ein anderes Visum und länger. Nein, nicht möglich. Und wieder dran bleiben, einfach da bleiben, nicht aufgeben, standhaft bleiben, sich nicht mit der Antwort "Nein" begnügen. Wir möchten nach Indien, Überland und einen längeren Aufenthalt. Sie ziehen unsere Anträge wieder zu sich, sie geben sich wirklich Mühe, telefonieren. Aber nein. Sie würden sich informieren, wir sollen nochmal wiederkommen. Wir schreiben einen Brief mit unseren Gründen, wir kennen das Handling schon aus Ulanbatar (indische Botschaft Mongolei 2013) und wir kennen und lieben die Kommunikation mit Indern. Persönliche Gründe zählen. Wir haben genug Gründe. Schließlich rufen sie an und meinen, wir können morgen kommen und die Visa beantragen. Sie wollen noch genug Geld auf dem Konto sehen und einen Arbeitsvertrag. Und am nächsten Tag bekommen wir tatsächlich unser Langzeitvisum. Tata! Danke, liebe indische Botschaft Ankara!! In Indien ist das Unmögliche möglich, das wissen wir schon.

Das Visum sitzt im Pass, nun warten wir noch auf das Iranvisum, das lassen wir über eine Agentur machen, wir brauchen es auch mal einfach und unterstützt. Für Indien saß ich am dritten Tag Application Form ausfüllen 5 Stunden am Computer. Aufgaben delegieren entlastet.

Und dann gabs einen ganz besonderen Festtag: Finnis 9. Geburtstag!

Es war ein toller Tag - vorher gabs (passend zum Geschenke aussuchen) den Legoladen mit Einzelteilen, am Tag selbst den Rummelplatz, sowas hatten wir lange nicht! Natürlich hätte er lieber schon in Indien gefeiert, seinem Geburtsland, er ist wahnsinnig neugierig darauf. Und natürlich vibriert eine Geburtstagsfeier mehr mit anderen Kindern - auch das ist ein Manko unterwegs, wenn wir gerade zum Geburtstag wo sind, wo keine anderen Kinder sind. Die Bewertung ist allerdings nicht durchweg negativ - vielleicht ist es die Gewöhnung, vielleicht dass man gar nicht immer andere Kinder am Festtag haben muss. Auf jeden Fall war es ein sehr zufriedener Geburtstag! Und natürlich gab es in der Shopping Mall jede Menge leckere Süßigkeiten, wo ich einfach zugreifen musste für die Kuchenfreude.

Ich merke beim Reisen, dass sich viel von dem, was oft unbewusst an Meinung im Kopf ist, auflöst, verändert. Das ist die Veränderung, der wir Reisende, ohne es zu merken, dauernd unterliegen.

 

Was wir übrigens mega vermissen ist gute Marmelade! Hier finden wir keine, die uns schmweckt, noch nicht mal Rossmann hat welche importiert. Also selbst machen!

 

Jetzt schaun wa, wie lange es noch dauert in dieser Stadt, beobachten, was sich im Iran mit den Protesten und in Pakistan mit den Fluten tut, sind gespannt und in Vorfreude auf die Weiterreise.

Es sind tausende von Kilometern.

Verrückt.

Machen sollten wir es, wir alle vier wollen nach Indien - für uns bedeutet es auch, diesen Zirkel seit 20 Jahren abzuschließen.

Seit 20 Jahren wollen wir Overland. Irgendwann darf es klappen! Wie gesagt, viele Gründe!

Sonntag, 18. September 2022 - Ankara, Türkei

Erst übers Jagen, gleich über Kappadokien …

 

Als Jäger ist man auf der Lauer, visiert Ziele an, versucht gute Schüsse abzugeben und hat Jagderfolg und Treffsicherheit im Kopf.

Das Schießen ist Gewohnheit, es ist Hobby geworden, man merkt es schon selbst gar nicht mehr.

Unser 14jähriger Superbastler hat sich spezialisiert auf Bau von irgendwelchen Schussgeräten, hat auch schon so einige Geschäfte gemacht mit seinen selbstgebauten Steinschleudern. Baut ständig neu und schießt mit allem. Probiert und lernt, bildet sich selbst weiter. Lego hält auch her. Sämtliche Schussmaterialien liegen herum. Hier Drauftritt, da Drauftritt. Mama tönt im Dauerappell „Ich will da nicht drüber latschen“. Und das Klackgeräusch. Irgendwie fühlt man sich bedrängt. Dauerappell „Weiter weg!“

 

Aufgrund meiner derzeitigen Lage fiel mir neulich auf, dass er ja eine Mama hat, die auch schießt. Also sind wir zu zweit, die ständig damit zugange sind. Mein Schießen nervt oft genauso. Und mich selbst auch. Es holt mich fort aus dem Jetzt-Moment. Um ihn festzuhalten.

Daher war es mal richtig gut, dass mir das bewusster wurde, als ich die Kamera nicht mehr ständig zücken konnte. Natürlich griff ich gleich zum Notersatz, meine kleine Canon ixus oder dem alten Handy. Qualität unvergleichbar, daher Schießlustverlust. Ich konnte mich selbst beobachten. Super! Wie man doch die Kamera im Kopf hat, ständig, im Travel-Lifestyle.

Also Danke, meine Kamera hat nach vier Jahren genug gehabt und allmählich Alterszeichen gezeigt und schließlich nicht mehr geklappt, im wahrsten Sinne des Wortes, der Spiegel klappte nicht mehr. Gut, das ist in der Türkei natürlich kein Problem, alles reparabel hier, dennoch eine Zeitproblem für mich, drei Wochen an einem Ort dafür geht gerade nicht. Gebrauchte Kamera in Deutschland bestellt, blieb im Zoll hängen, hat mich nie erreicht, bis heute nicht das Geld zurück. Wochen gewartet, ob sich was tut, dann neu über einen türkischen Versand bestellt. Über drei türkische Helfer, einer, der organisierte, einer der in der Türkei das Geld vorschoss, um es später erst erstattet zu bekommen, einer der Empfänger war – alles für mich, als Fremde, total super! Die Kamera hat mich dann schnell erreicht, Kostenpunkt 200 Euro mehr als in Deutschland.

Jetzt kann ich wieder vernünftig jagen gehen. Oder bewusster ohne sein.

Bei meiner, wie auch immer Pech-oder Glückssträhne bzgl Kamera, habe ich bei der Canon Ixus ungewusst das Datum eingeblendet drin gehabt, dass die Bilder, die ich hab, nun mit einem fetten orangen Datum versehen sind. Aber das ist ganz eintönig mit den Sonnenaufgängen Kappadokiens.

Kappadokien ist eine Tuffsteinlandschaft im Herzen der Türkei, absoluter Tourihotspot, zu Recht!

Und trotzdem ist man auch nicht eng (zumindest im Reisemobil). Man kann ewig entdecken. Zwischendrin wird bewässsert und es wächst Obst, besonders Weintrauben. Es ist sicher eine der spannendsten Regionen, die die Jungs erlebt haben. Auf relativ kleinem Gebiet gibt es unzählige ehemalige Höhlenhäuser, Tuffsteinspalten zu durchklettern, immer wieder Neues zu entdecken. Nach einem Tag draußen sind sie dann grau geworden vom Staub. Ein dicke Staubschicht legt sich überall drauf – nach dem Aufenthalt in Kappadokien, zumindest wenn man ausgiebig mittendrin war, kann man defintiv Putz- und Waschladenzeit einplanen.

Vor Jahrmillionen lagerte sich Tuffasche aus Vulkanausbrüchen ab, die unterschiedliche Schichten, Farben und Härtegrade ergab. Nach Wind und Wetter blieb nur das harte Material übrig. So entstanden die einzelnen Hügelformationen, „Feenkamine“ werden sie auch genannt.

Das Gebiet ist schon seit Jahrtausenden besiedelt, in den letzten Jahrhunderten und bis ins 20. Jahrhundert lebten hier Christen, die sich in den Höhlen vor Verfolgung versteckten. Daher findet man noch viele Kirchen.

 

Kappadokien wirkt noch mystischer, wenn zu den schönsten Farbzeiten des Tages, also ganz in der Früh, die Heißluftballons steigen.

Um 5.15 Uhr beginnt das Feueratmen der Maschinen neben dir, sie starten fast jeden Morgen im Sommer, mal hier, mal da und manchmal direkt neben dir. Egal, wie oft schon gesehen, jeden Morgen ist es ein wunderbares Schauspiel. Außerdem sind sie so laut, dass man eh kaum noch schlafen kann. Wenn du den Feueratem hörst, weißt du, über deinem Bett muss gerade irgendwo einer sein.

Die Landschaft...

Unsere Entdeckungen...

Morgens beim Gassi gehen...

Und nochmal Ballons, a Neverending Lovestory...

Es gibt mehrere alte unterirdische Städte, die touristisch hergemacht sind. Kaymakli und Derinkuyu sind die bekanntesten. Sie gehen mehrere Stockwerke unter die Erde. Ich fand es am Faszinierendsten, wie eine ganze Reisegruppe von Dutzenden der Reihe nach in die Knie ging und durch die enge Röhre in die Tiefen verschwand, einer nach dem anderen. Die müssen am anderen Ende vom Kriechgang ganz schön viel Platz gehabt haben.

 

Kappadokien ist touristisch fabelhaft erschlossen, es gibt leckere Restaurants, du kannst Reiten, Quad fahren oder eine Ballonfahrt machen (Preise variieren stark, je nach Saison von 80 bis 250 Euro pro Person). Wir hatten uns einiges vorgenommen zu machen, wurden aber erstmal vollständig gesund, bekamen also erst unsere volle Kraft wieder. Kappadokien ist recht frisch, sobald die Sonne weg ist, daher konnte ich ohne Hitze außen endlich wieder vernünftig kraftvolle Gerichte nach unseren mehreren Kranksein-Wenigessen-Wochen kochen. Aufläufe, Lasagnen, und sowas, wo der Ofen lange wärmt. Das geht einfach sonst gar nicht im Fidibus bei Hitze, schließlich sind wir an die äußeren Temperaturen sehr angepasst im Reisemobil ohne künstliches Klima, also ohne Klimaanlage.

Kappadokien ist der Ort, um jegliche Settings zu beobachten... Marry me!

Fotosesssions, wallende Kleider, Fotomodell am Abgrund stehend, ...

Alles direkt vor der Haustür ;-)

In Ankara verbringen wir gerade längere Zeit, um unsere Weiterreise vorzubereiten. Das ist mit Wartezeiten verbunden. In einer Stadt kann man erledigen, bekommen und machen, was woanders nicht geht.

Ankara ist eine angenehme Stadt, modern und gut aushaltbar.

Ab nächstem Wochenende bin ich mit den Blogartikeln "up-to-dater" als zuvor, hab dann aufgeholt und schreibe die Blogartikel zeitangepasster, bei regelmäßig am Wochenende soll es bleiben.


Sonntag, 11. September 2022 - Kappadokien, Türkei

 

Konya. Die Stadt auf der Hochebene mitten in der Türkei.

Konya. Bekannt, da Hauptstadt des Sufismus nach Rumi. Hier liegt Rumi im Mausoleum. Pilger reisen an. Es gibt interessante Museen. Und laute, dichte Straßen. Die wirbeln irgendwie alles auf. Aber da liegt was in der Luft in dieser Stadt. So sehr sie mich mitnimmt, so magisch ist sie andrerseits. Die Sufis sind es, sie strahlen was Besonderes aus. Im Sema-Ritual, dem gotteshingebenen Tanz der Derwische, drehend um sich selbst, die Konzentration dabei, der Respekt dem Gegenüber, dem stets mit Liebe begegnet wird, all das wird ausgedrückt.

Noah und Finni erleben mal was anderes im Science Center, ein Museum zum Ausprobieren der Wissenschaft.

Unsere Wäsche, neue Starterbatterie – und viel mehr gehen wir an und kommen endlich ein Stück aus dem Krankseinschlammassel raus.

Am Salzsee Tuz Gölü ist muezzinfreie Zone, es ist still, vor allember kalt nachts. Wahnsinn, alles, andere Welt!

Kappadokien hat seit einer Woche nun so viele Bilder gesammelt, dass sie erst sortiert werden, bevor sie hier kommen, es ist traumhaft spannend hier und gibt immer was zu entdecken und gucken … und somit fotografieren. Aber ich habe meine gute Kamera nicht mehr und eine neue zu organisieren war ein Megaschlammassel, das nun endlich gelöst ist, Auflösung kommt in Ankara. Aber so ohne Kamera unterwegs tut auch mal richtig gut! Man jagt nicht mehr, man ist mehr. Und essen tun wir auch endlich wieder mehr (nach dem Infekt, der sich echt Zeit genommen hat).


Dienstag, 6. September 2022 - Kappadokien, Türkei

Später Bilder aus Kappadokien! Erst: Life at the beach & in the mountains is wonderful!

Merhaba ihr Lieben,

 

ihr müsst immer lange warten für News von uns (die dann gar nicht mehr so new sind).

Auch dieses Mal: Die schönen Strände – unsere Sommerzeit am Meer – die schöne Bergtour liegen hinter uns. Wir haben das Meer verlassen ohne zu wissen, wann wir es wieder treffen. Wird’s der indische Ozean?

 

Trotzdem gibt’s hier natürlich noch Bilder, einfach weil`s schön war. Jenseits der Massentouriorte ist es richtig schön hier am Meer. Strandzeit tat gut (sonst waren wir beim Reisen oftmals zur falschen Zeit am falschen Ort, also es war oft zu kalt um zu baden, wenn wir an eigentlichen Sommer-Touriorten waren).

Als es uns zu heiß wurde, sind wir hoch in die Berge – aushaltbarer!

 

Ich richte gerade die Homepage übersichtlicher her. Habe vor wöchentlich, am Wochenende, zu posten im Heartbeatblog.

Bisher haben wir uns Zeit gelassen für die Orte, aber das soll sich bald ändern. Wie war das damals bis zum Baikalsee, 6400 km in 24 Tagen… Wir haben nach Ankara Fahrstrecke vor uns.

Hier auf der Homepage bleibts unsere Hauptseite, Whatsapp Status ist auch oft mit dabei, mit Instagram kann ich mich nicht anfreunden - nur sporadisch, und die exakte Live-Route verfolgt ihr bei polarsteps.

 

Nachdem wir Mitte Juni aus Deutschland geflogen kamen, blieben wir Wochen zwischen Izmir und Antalya. Traumhafte, einsame Buchten mit vorgelagerten Inselchen, die schwimmbar zu erreichen waren bei Marmaris. Ein Privatboot gemietet mit Stopp in klarem, türkisem Wasser und Schwimmen mit Schildkröten und Schnorcheln bei Dalyan. Noch mehr Schildkröten gibt’s in Demre zu finden. Geheime Buchten bei Fethiye. Touristische Highlights, wie die brennenden Berge oder Myra, die Stadt wo der Nikolaus herkommt, der längste Dünenstrand der Türkei usw…

Unsere Bergtour, endlich auf 2000 Meter abkühlen...

Besonders sind die ungeplanten Begegnungen mit Einheimischen, Einsiedlern am Strand oder oben auf dem Berg, Hirten, Menschen, die uns einladen mit ihnen zu weilen und Geschichten zu teilen. Und natürlich unsere eigenen Geschichten, die bewegen: Caretta Caretta Begegnungen, Offroadtour über die Baumgrenze, unsere Grippe, die lange zehrte...

 

Die Jungs waren einfach nur happy im Wasser. Eine Freude zuzuschauen, wie ihre Schwimm-/Tauchfähigkeiten täglich vertrauter wurden, allein deswegen lohnt sich wochenlanger Meeraufenthalt! Immer wieder Campernachbarn, die Türkei hat ihre eigene Campingkultur, leider fehlten uns die Kinder im passenden Alter, nachdem wir aus 5 Wochen Deutschland zurück waren. Unsere Freunde sind alle schon weiter gezogen. Wir überlegten auch erst nach Georgien zu fahren, aber dafür wird wohl die Zeit zu knapp, auch wenn die grünen Berge und Kühle uns sehr anziehen! Unseren Fidibus machte Simon tauglicher für alles, was noch kommen mag, Luftzufuhr, Reifen, Werkeln, gibt immer zu tun, ist ja nicht so, dass wir plötzlich komplett vorbereitet und geplant aufbrechen. Bei uns entwickelt es sich unterwegs.

Begegnungen mit anderen Reisenden: Einige passen und die vermissen wir, die, die wissen worauf es ankommt, was es bedeutet reisend, in der Fremde zu leben und mit Kids die Welt zu entdecken in allen Zeiten. Wir beobachten auch seit einigen Jahren, dass es vermehrt die gibt, topausgestattet unterwegs, wie eine sagte in Afrika „Wir konnten noch nicht mal in Ruhe abends unseren Wein draußen trinken, sofort kamen sie an und bettelten.“ So ist reisen eben nicht, kein Urlaub, keine Entspannung, dafür muss man auch beim Reiseleben erst sorgen und solange sich sonst respektvoll wie möglich Gegebenheiten außen anpassen. Gemeinsam durch dick und dünn, egal in welchem Lifestyle, die muss man erstmal finden! Es gibt sie und es ist immer schön, wenn man mal wieder zusammen findet!

 

Wir haben Lern-Sommerpause gemacht, allmählich gehen wir in unseren gewohnten Rhythmus über, und nach unserem Infekt dauert alles. In Ankara haben wir all die Formalitäten vor uns, danach wollen wir losziehen, ostwärts, verschiedene Länder, zügig. Ziel Indien.

 

Finni will seinen Geburtsort kennen lernen und vor 20 Jahren trafen Simon und ich uns dreimal zufällig in Indien, seitdem wollen wir Überland Europa verbinden, seit 10 Jahren sind wir im Fidibus als Familie unterwegs – all das wär Grund zu feiern in Indien, dem Land, wo alles angefangen hat.

Mal sehen, ob wir die Grenzen, die kommen, überwinden. Ob sich der Flow entwickelt, den wir damals hatten, als wir schnell in der Mongolei waren...

 


Donnerstag, 21. Juli 2022 - Marmaris, Türkei

Die Türkei überrascht uns mit vielen Eindrücken
Die Türkei überrascht uns mit vielen Eindrücken

Ich laufe weiter. Steine als Untergrund sind super unideal zum Vorwärtskommen. Was ist das jetzt schon für `ne Hitze, Ende Mai! Ich schlinge mein gerade in Istanbul auf dem Großen Bazar gekauftes Hamammtuch aus Leinen um Kopf und Oberkörper, verdecke was geht vor der Sonne. Wie konnten wir je auf die Idee gekommen sein, bereits im August in den Iran einzureisen. Das müssen wir nach hinten schieben!

Steinwüste. Brennend heiß. Bei jedem Schritt rollen die heißen Steine in meine offenen Schlappen, weiter, Schritt für Schritt. In Steinen läuft man nicht schnell. Gucke nur vorwärts runter, bei jedem Schritt. Immer Steine. Warum können Kinder nicht einfach mal Zeiten einhalten und dann rückkehren, wenn ein Sonnenbrand noch ausgeschlossen ist? Sie sind so weit weg, an diesem heißen Steinstrand hinten am Wasser, ich brauch ewig. Schritt für Schritt, erinnert mich an die Marokkowanderung in Knallsonne, nach der ich mir sagte nicht nochmal sowas zu machen!

Der Blick nach unten. Immer nur Steine. Schöne Steine, hier könnt ich sammeln. Aber interessiert mich gerade nicht. Weiter. Plötzlich guckt mich ein Auge an. Ein kurzer Schrei von mir. Das passt hier gar nicht ins Bild. Was ist das? Ein Wesen vom anderen Planeten? Nein, das ist dieser Fisch! Der so anders aussieht, mich anguckt inmitten der Steine, der aus dem Suezkanal herkam und nun eine Plage ist am Mittelmeer. Der Hasenkopfkugelfisch. Jawohl, Kugelfisch. Giftig für Mensch und Hund. Hat Gift in der Leber. Cave, Cave! Fischer angeln ihn und lassen ihn liegen. Soll sogar ein kleines Geld bringen, wenn man sie abgibt.

Das waren die letzten Tage in der Türkei, bevor wir - Jungs und Mama - Papa und Blue und unser Unterwegszuhause für mehrere Wochen per Flieger verließen, um in Deutschland Zeit zu verbringen, nach einem Jahr mal wieder. Um mit Verwandten und Freunden zusammen zu sein. Um in Eisdielen zu gehen, die nur in Deutschland so megalecker sind. Um im Watt die Gezeiten zu bestaunen, die Flut kommt zügig, während die Wattwürmer fleißig ihre Häufchen machen. Um bei einer Wanderung mit meinem 75jährigen Vater in die Lüneburger Heide von Beinschmerzen erschöpft zu sein - wir sind dann auf E-Bikes umgestiegen, das erste Mal für mich, ist wie aufm Jahrmarkt fahren, find ich. Um unseren lieben Emil zu halten, während Taufwasser über ihn gekippt wird. Um Gartenzwerge anzumalen. Um die Bremer Stadtmusikanten an den Beinen zu halten, soll ja Glück bringen. Um ausgerechnet in Deutschland starken Husten zu kriegen - war aber kein Corona, und um einen Magendarminfekt drei Tage vor Rückflug zu bekommen. Um zu merken, dass es in Norddeutschland nur vier Stunden dunkel ist nachts. Um Seepferdchen nach all den Jahren nachzuholen. Um Grundschulfreundinnen nach 30 Jahren zufällig wieder zu treffen, und uns zu verabreden. Um endlich bei Oma und Opa gemütlich in der neuen Laube zu sitzen. Um leckeren selbstgebackenen Kuchen meiner Freundin zu essen, den ich sonst nur im whatsapp Status sehe. Um mal wieder von Nowis treuem Timon besucht zu werden, egal wo wir sind, er kommt. Um Hollersirup selbst zu machen. Um Lebensereignisse zu begleiten. Und so weiter. Ja, man ist immer Teil. Teil menschlicher Beziehungen. Die bleiben bestehen, man gehört dazu. Egal, wie oft man sich sieht und wie weit man zwischendrin entfernt ist. Menschen „gehören“ zu einem, gemeinsame Zeiten, Erlebnisse. Genauso gehört alles, was wir erleben, auch zu uns - immer lässt man einen Teil von sich da und Orte und Begegnungen werden zum Teil von uns. Mal mehr, mal weniger.

 

Nach 5 Wochen Deutschland kommen wir zurück. Natürlich ist es jetzt noch heißer, voller, sommerlicher. Und anders als in Deutschland.

 

Wir werfen uns gleich mitten in die türkische Kultur. An einen von Einheimischen beliebten Strand. Sie wissen das Leben zu genießen, feiern, mit einfachen Mitteln machen sie sich ne gute Zeit, grillen, tanzen, angeln, baden, zusammen sein. Ständig werden wir beschenkt oder zum Essen eingeladen. Wir stehen direkt am Meer, aber so direkt, alles türkische Nachbarn und wir mittendrin, ein guter Start. Zuerst war noch Sturm, wir mit 120 kg Gepäck im kleinen Bus hockend. Alles braucht seine Zeit. Der Reifen hat sich auch so gefreut, dass wir wieder da sind, meinte Simon, er ist auf der Flughafenabholtour sofort geplatzt. Oder war es das Gewicht mehr? Er war vorgeschädigt von einem Nagel, der letztes Jahr in Südtirol entfernt wurde, war einer der Zwillingsreifen, daher problemlose Weiterfahrt.

Momentan sind wir an einem Traumplatz am türkisblauen Meer, idyllisch und nur für uns, sowas gibt’s nicht so schnell nochmal, also nutzen wir die Ruhe. Für Ruhe und zum Schaffen. In Vorbereitung für die Weiterreise. Nowi harpuniert leidenschaftlich und Finni hat auch Spaß im Wasser, wir sind alle froh, zurück in unserem Lebensstil zu sein. Der alte Rhythmus ist auch wieder drin. Nehmen uns jetzt am Anfang Zeit, neue Eindrücke und viel Bewegung kommen noch früh genug. Spätestens der leere Wassertank scheucht uns wieder los, oder der volle Klotank.

 

An den Türkei Anfang zurück: Mitte Mai kamen wir von Griechenland.

Erst Troja, dann Istanbul.

Der Countdown zum Flug, viel gesehen – alles Wow-Eindrücke, etwas unentspannt, weil wir gewisses Kilometerpensum schaffen mussten.

 

An Troja war der Stellplatz am Interessantesten. Über dem Meer stehend mit perfektem Blick konnten wir uns sehr gut vorstellen, wie strategisch gut angreifbar die Stadt damals war. Außerdem gibts da Kanonen, die sich bewegen lassen. In Troja selbst gibts Ausgrabungen und ein schönes Museum. Was wir uns gemerkt haben, dass unser Hund in Troja gekämpft hat. Hatte er lange nicht. Er hat sich mit dem Stellplatz-Straßenhund nicht vertragen. Ging glimpflich aus, nur ein bisschen Blut.

Im Vergleich zu 17 Jahren zuvor zeigte sich Istanbul seeehr verändert, voll, wuselig. Vor der Stadt die Vororte mit Hochhäuserreihen stets mit Moschee. Die Muezzinrufe sind wieder da, wie in Marokko. In der Stadt nur auf der Europaseite fuhren wir von einem Einkaufszentrum zum anderen einen halben Tag, nur Stau. Abends stundenlang zum Stellplatz citynah, ein Abenteuer für sich die Einfahrt = Abfahrt der großen Straße zu finden und immer wieder in der engen City zu wenden. Drei Tage bleiben wir, länger geht nicht, ist zuviel. Nachts Megaparty in der Nähe, hoher Lärmpegel auch sonst. Immenser Zuwachs durch Flüchtlinge. Einer Frau aus Mali will ich fast helfen, als sie ihr Neugeborenes auf dem Rücken ins Tuch packt, das Köpfchen… aber nein, natürlich hat sie voll im Griff wie sie dieses Tuch stabilisiert am Hals, Kind sitzt fest. Wir freuen uns gemeinsam über ihr Kindchen. Neben Einkehr zu leckerem Essen und Getränken in der heißen Stadt erkunden wir die schönen Dinge und Leckereien auf dem Großen Bazar, die typische Bosporusfahrt für Touristen von der europäischen Seite zur asiatischen macht auch Spaß. In die Blaue Moschee und Hagia Sophia sind wir nicht angestanden. Lieber lassen wir uns durch die Gassen treiben, die interessant aussehen.

Sie rubbelt, was die Haut hält. Dabei hängt sie halbnackt über mir. Der grobe Waschlappen fühlt sich wie Stein an. Ich bin übersät mit schwarzen Hautwülsten, sie macht mich darauf aufmerksam. Ja, gute Arbeit macht sie, ich bin auch erstaunt, was an Dreck runterkommt. Klar, ich dusche gerade nur, aber immerhin ;-) und trotzdem viele alte, dreckige Hautfetzen! Bei der Schaummassage bin ich komplett mit Schaum bedeckt, auch mein Kopf, ich werde gepackt, gepresst, ja, so kenne ich es aus Indien, die packen ganz anders, nicht so Körper-Geist-Seele-mäßig-sanft wie wir Westeuropäer es gewohnt sind. Danach noch in die Sauna, fertig. Raus und ein frisch gepresster Orangensaft. Auf dem Rückweg passier ich noch ein Hammam…soll ich? Ja, ich lasse nochmal schrubben! Vorhin war dann die grobe Vorreinigung, jetzt die genauere. Dieses Mal etwas sanfter, stark ist es trotzdem. Und genug Dreck gibt’s auch jetzt noch. Bei der Nachmassage hockt die Masseurin schweißgebadet auf meiner Liege, massiert im Stehen über mir, in der Hocke und voller Kraft. Ihr Schweiß tropft kalt auf mich, dazu hat sie laute Technopop Musik bei Youtube eingestellt, im Hintergrund klingen Klaviertöne aus dem Hamammvorraum. Entspannung? Eine Wohltat nicht auf gewohnte Weise, drauf einlassen, auf jeden Fall fühl ich mich sauberer. Allerdings musste ich bei beiden Frauen-Hammams entgegen meiner Vorstellung eine Badehose anlassen, das Resümee ist ein Stadtgang ohne Schlüppi. Zum Glück habe ich ne lange Hose und binde mir noch ein Tuch drüber. Also merken: Ins Hammam Badekleidung mitnehmen. Klingt ja auch logisch, Angewohnheiten der westlichen Frauensauna sind hier ungewöhnlich.

Aufatmen - raus aus der Stadt.

 

Ein ausgetrockenter See auf dem Weg.

Pamukkale, eines der Touristenhighlights in der Türkei!

Ein Kalkterrassenberg mit Badebecken und nebenan Hierapolis, die antike Stadt, samt sehr gut erhaltenem Amphittheater. Absolut lohnenswerter Besuch! Erst erklettern wir den Pamukkale von der „falschen“ Seite, keine Hinweisschilder, aber oben auf dem schmalen Grat kommen die Wachleute. Am nächsten Morgen werden wir sehr früh geweckt von lauten Luftgeräuschen. Neben uns werden die Heißluftballons für die Touristen aufgeblasen. Am Folgemoregen sogar direkt neben uns. Was für eine Erfahrung, dabei zu sein wie sie groß werden, starten und fliegen in der Morgendämmerung!

Für uns geht es weiter zügig Richtung Süden, Ägäis. Traumstrände!

 

Besonders die Meeresschildkröten sind ein Erlebnis … Der Besuch im Schildkrötenkrankenhaus ist ganz spannend, leider werden die Schildkröten immer wieder von Schiffsschrauben verletzt. An gewissen Stränden verfolgen wir die Spuren zu ihren Brutstätten im Sand und als Highlight schwimmen wir neben den Meeresschildkröten.

Alles ist beeindruckend - und viel, was wir erleben. Eine Eindruckspause ist dann immer ganz gut.

 

Die Flugvorbereitung ruft!

Bis jetzt sind wir nicht weiter als Antalya gekommen.

Es gibt noch viel in diesem interessanten Land zu entdecken!!!

Darauf freuen wir uns, wieder zurück klappern wir erst nochmal die Strände zwischen Izmir und Antalya ab, dann weiter nach Kappadokien und Anatolien. Nach Ankara zu den Botschaften und die georgischen Berge lächeln uns auch schon zu… vor der Megahitze wären sie eine willkommene Abwechslung.


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Kommentare: 1
  • #1

    Kornelia und Horst (Montag, 01 Januar 2024 18:51)

    Zuerst ein gesundes und glückliches 2024
    Einige Eurer Bilder wie Pamukale und Antalya erinnern uns an unsere Reise zur Silberhochzeit 1999
    Wir wünschen Euch noch viele tolle, erlebnisreiche Reisen als Familie.

Ghh